Cyber-Bijou Nr. 11 (April 97)
Inhalt:
Sind wir noch zu retten? Oder, anders gefragt: Leiden Bisexuelle an einer sogenannten LRS, auf gut Deutsch 'Lese-Rechtschreibschwäche'? Manchmal kommt es mir so vor. Der Kreis unserer LeserInnen nimmt zwar kontinuierlich zu (geht man mal davon aus, daß Abonnenten das Heft auch lesen), der Kreis der SchreiberInnen aber genauso ab.
Also zwar keine Lese-, aber doch eine Schreibschwäche? Haben wir uns gegenseitig nichts zu sagen? Gibt es keine Fragen, die uns alle (oder einen Teil davon) brennend interessieren?
Trauen sich viele nicht, ihre Gedanken in Texte zu fassen, oder finden es die meisten nicht der Mühe wert? Ist das Wichtigste bereits gesagt? Ich jedenfalls halte es nicht für das Gelbe vom Ei, wenn (fast) nur Redaktionsmitglieder Artikel schreiben.
Als wir das Projekt 'Bijou' starteten, gab es durchaus Zweifel bei einigen, ob wir die Hefte immer wieder mit attraktiven Inhalten werden füllen können. Meine persönliche Erfahrung aus mehreren Zeitungsprojekten war, daß gerade dies normalerweise kein Problem war - eher schon ein Zuviel an Texten, die dann aus Platzmangel nicht abgedruckt werden können. Somit hieß Redaktionsarbeit vor allem auswählen und eine gute Mischung finden.
Beim Start haben wir davon geträumt, daß es irgendwann einmal eine Bi-Zeitschrift gibt, die ganz normal am Kiosk zu kaufen ist. Und daß Bijou ein Vorläufer dafür sein könnte.
Nun aber werden wir darüber nachdenken müssen, ob es dafür überhaupt einen Bedarf gibt. Bisexualität ist in den Medien durchaus kein seltenes Thema, brauchen wir also eine spezielle Zeitschrift nur für Bi's?
Ende April findet wieder ein sogenanntes 'Konzept-Seminar Bisexualität' in Fohrde statt, auf dem eine Reihe von aktiven Frauen und Männern aus BiNe und Umfeld auch darüber diskutieren, wie es mit 'Bijou' weitergehen wird. Eines jedenfalls ist klar: Ohne interessante Artikel wird es auf Dauer keine Bi-Zeitschrift geben. Wollen wir das?
Thomas
Auf bundesweiten Treffen sind sie in geringer Anzahl anzutreffen: Die Frauen und Männer, die mit ihrer Familie zusammenleben.
In den diversen Fernsehsendungen bilden sie eher die Ausnahme: Frauen und Männer, die mit ihrer Familie zusammenleben und eher traditionelle Rollenvorgaben reproduzieren. In Illustrierten mit ihren saisonabhängigen Artikeln zur Bisexualität existieren bisexuelle Familienfrauen und -männer nicht, die auch nicht in die Hochglanzwelt passen.
Die Zahl dieser Frauen und Männer wird dennoch vermutlich ungleich höher sein, als sie auf bundesweiten Treffen auftauchen oder in den Medien repräsentiert werden. In Publikationen zur Bisexualität fallen sie als Gruppe ins Gewicht, auf die sehr schwierig zurückzugreifen ist. Einige Autorinnen und Autoren gelangten an bisexuelle Familienfrauen oder -männer hauptsächlich über Kontaktanzeigen in den herkömmlichen Anzeigenblättern oder Magazinen.
Bisexuelle Frauen und Männer leben in ihren Familien in einem äußerst sensitiven Spektrum. Sie sind zumeist in eine heterosexuelle Umwelt integriert, in den Zeittakt von Alltag und Berufsleben und in Wochenenden, in denen die Familie berechtigterweise Entspannung und Austausch sowie Planung braucht, um Perspektiven zu entwickeln. Viele Frauen und Männer haben Phasen der Verwirrung und Unsicherheit erlebt, ehe sie ihre Bisexualität entdeckten. Sie haben einige bisherige Lebensziele und Werte infrage gestellt, eine Zeit lang in einer schwulen oder lesbischen Beziehung gelebt, dann sich für das Leben in einer Familie mit Kindern entschieden. Familie und bisexueller Lebensstil bietet jedoch in sich Widersprüchlichkeiten, die bei betroffenen Frauen und Männern zu unterschiedlichen Lebenskonzepten und Lebensarrangements führen.
In diesem Zusammenhang ist interessant, daß Anja Feldhorst in ihrer Dokumentation zu bisexuellen Lebensstilen und Lebenswelten* nach Befragungen von 32 Frauen und Männern in allen bisexuellen Lebenszusammenhängen feststellen kann, daß fast alle Partnerinnen oder Partner der Befragten über deren Bisexualität informiert waren. Hier scheint durch verschiedene gesellschaftliche Entwicklungen inzwischen eine größere Offenheit vorhanden zu sein, vorprogrammierten Auseinandersetzungen durch den Wunsch nach bisexuellem Erleben nicht mehr nur auszuweichen, sondern die Bisexualität in die eigene, durch die Familie geprägte Lebenswelt zu integrieren.
Eine Idealform wäre, daß Partnerinnen und Partner zu Beginn oder während der Beziehung über die Bisexualität ihrer Liebsten oder ihres Liebsten informiert wurden, sie akzeptieren und sich mit den Ausflügen ihrer Liebsten arrangieren. Eine andere Idealform wäre, dass die Partnerinnen und Partner selbst bisexuell sind und somit die nötige Toleranz und das Verständnis für ihre Liebsten aufbringen. Eine weitere Idealform wäre, die Geliebte oder den Geliebten in die eigene Ehe miteinzubeziehen.
In der Realität ist es häufig so, daß der Ehe bzw. der Familie der Vorrang vor der Geliebten oder dem Geliebten eingeräumt wird, wodurch die Intensität der homosexuellen Beziehung eingeschränkt wird. Eine Mehrfachbeziehung mit bisexuellen Partnern ist nicht frei von Eifersucht, Verlustängsten und Erwartungen auf Exklusivität einer Beziehung bzw. Besitzansprüchen der Geliebten oder des Geliebten.
Viele Frauen und Männer ziehen daraus Konsequenzen, indem sie zeitweise auf eine Seite verzichten oder ihre Bisexualität außerhalb ihrer festen Beziehung anonym oder mit schnellem Sex zu leben versuchen. Schneller Sex oder annonyme Begegnung hat durchaus Ambivalentes, einerseits einen hohen Reizpunkt durch die verschiedenen Angebote in Parks, Erotik-Shops, Pärchen- und Singleclubs, andrerseits werden die homosexuellen Wünsche von der Gesamtpersönlichkeit abgespalten.
Bleibt also nur die Wahl zwischen Frust und Lust, die Anpassung an den gesellschaftlichen Mainstream - gewürzt mit gelegentlichen Abenteuern?
Auch wenn es in der Gesellschaft mittlerweile ein angeblich höheres Verständnis für Homosexualität gibt und damit erst recht für Bisexuelles, sagt es nichts, außer über Vermarktungsaspekte von Homo-/Bisexualität, über Prozesse der Integration von Homosexualität in die normativen Wertvorstellungen einzelner Bevölkerungsschichten aus. Bisexualität in eine Ehe bzw. Familie zu integrieren, wofür es keine Modelle oder Erfahrungswerte gibt, erscheint geradezu wie ein Widerspruch in sich, der dennoch gelebt wird.
Ein erster Schritt ist die Information der Partnerin oder des Partners über die eigene Bisexualität. Erst hier können Erfahrungen gemacht werden, welche Grenzen oder Weiten die jeweiligen Partnerinnen und Partner mitbringen oder womöglich entwickeln. Ich bin jedoch der Meinung, daß hierbei oft Beratung unumgänglich ist, um die Bisexualität einer Partnerin oder eines Partners von problematischen Sichtweisen der jeweiligen Partner bezüglich ihrer Beziehung/Ehe zu trennen.
Denn wie häufig mag nicht die Bisexualität Ausgangspunkt von Beziehungsproblemen sein, aber eine Partnerin oder ein Partner beharrt darauf, die Bisexualität eines Partners als solchen anzusehen, um sich selbst von eigenen Problemen zu entlasten.
Beratung kann hier über einen abgesprochenen Zeitraum sicher als Korrektiv wirken, einen anderen Blick auf die Persönlichkeit des jeweils anderen und das bisexuelle Begehren der einen oder des einen zu werfen. Entscheidungsprozesse des Arrangements mit der Bisexualität des Partners mögen in die eine oder andere Richtung verlaufen. Wichtiger ist meiner Ansicht nach zu schauen, welche Arrangements Integration von Bisexualität in ein familiäres Leben ermöglichen.
Ich schlage einen fortgängigen Workshop "Lebensentwürfe Familie und Bisexualität" auf den folgenden bundesweitenTreffen vor. Wer interessiert ist, kann sich telefonisch oder persönlich auf dem Treffen vom 8. bis 11. Mai an mich wenden. Hans Bruns-Potthoff (05203/6864)
* Die Dokumentation von Anja ist erschienen als AIDS-FORUM D.A.H. Band XI: BISEXUALITÄTEN - Eine Dokumentation zu bisexuellen Lebensstilen und Lebenswelten, Anja Feldhorst, ISSN 0937-1931
Der Überfall kam unerwartet. Vier junge Männer stürmten die schwule Bar und griffen sich wahllos verschreckte Homos. Nur einer blieb cool. Als ihn der Anführer am Kragen packte, flüsterte er ihm einen Spruch ins Ohr, worauf dieser unvermittelt losließ und auch die anderen zurückpfiff.
Was war es, das den aggressiven Jungmann zurückschrecken ließ? Welcher Zauberspruch verlieh dem geschminkten, allen Klischees entsprechenden femininen Schwulen solche Macht?
Der überlegene Mann war Quentin Crisp, einer der ersten offen(sichtlich) schwul lebenden Männer aus dem Volk, der hoch erhobenen Hauptes trotz aller Demütigungen seinen Ein-Mann-Feldzug für das Recht auf Anderssein in den 20er und 30er Jahren in England führte.
Er hatte nur eine Waffe: seinen Kopf. Und genau den nutzte er, um die angreifenden Schwulenhasser gekonnt zu treffen. Er flüsterte ihm ins Ohr: "Wenn Du nicht sofort verschwindest, erzähle ich Deinen Kumpels davon, wie ich Dich neulich auf der Klappe beim Ficken mit einem Mann beobachtet habe!"
Diese kleine Szene ist ein typisches Beispiel für einen Verdacht, der bereits häufiger geäußert wurde. Massiver Hass auf alles, was bi- oder homosexuell ist, sei eng verknüpft mit einer heimlichen Sehnsucht nach dem eigenen Geschlecht. Einer Sehnsucht, die nicht eingestanden werden kann. Um sie zu bekämpfen, werden jene angegriffen, die sie nicht verstecken, die sie ausleben.
Im vergangenen August wurde eine wissenschaftliche Untersuchung veröffentlicht, welche diese Vermutung deutlich stützt. Henry E. Adams et.al. veröffentlichten einen Bericht darüber im 'Journal of Abnormal Psychology' (Nr.105 (3), 1996, S.440-445).
Seine Untersuchungsgruppe bestand aus 35 heterosexuellen Männern, die eindeutig homophob (=Homohasser) waren, und 29 ebenfalls heterosexuellen Männern, die genau diese Anzeichen nicht zeigten. Für Neugierige: Es gibt dafür einen Fragebogen, den 'Index of Homophobia'(W. W. Hudson & W. A. Ricketts, 1980). Allen Männern wurde Sex-Videos gezeigt, und zwar sowohl mit Heteros als auch mit Schwulen und mit Lesben. Gleichzeitig wurde mit Hilfe einer kleinen Manschette um den Penis ihre sexuelle Erregung gemessen. Anschließend füllten sich noch einen Fragebogen aus, der ihre Aggression messen sollte.
Alle Männer reagierten stimuliert auf die Hetero- wie auch auf die Lesben-Videos (genauer gesagt: Ihr Penis ließ Interesse erkennen). Nun aber kommt's: Auf die schwulen Pornos reagierte nur eine Gruppe, und zwar die homophobe!
Jene Männer also, die klar und deutlich Ablehnung von Homosexualität und allem, was damit zusammenhängt, geäußert hatten. Jene Männer, die alle Sexualität zwischen Männern und zwischen Frauen verbieten lassen möchten. Diese Männer wurden erregt, als sie Sex zwischen zwei Männern beobachteten.
Übrigens gab es keinen Unterschied zwischen den beiden Gruppen, was die Aggression anging. Homophobie steht also offensichtlich im Zusammenhang mit (homo-)sexuellen Begierden, welcher sich das homophobe Individuum nicht bewußt ist oder die es leugnet.
Fragt sich, ob es wohl nützen würde, etwa den Fuldaer Bischof Dyba zu verführen, damit er endlich seine Energie in positive, lustvolle Richtungen lenken kann, statt Bisexuelle, Schwule und Lesben zu verunglimpfen?
Aber wer opfert sich für diese Aufgabe?
Thomas
Gedanken nach der Mitgliederversammlung am 16. November in Butzbach
Nun, das Mitgliedertreffen ist vorbei, doch in mir arbeiten weiterhin die Fragen, wie es mit der BiNe weitergehen soll. Deshalb möchte ich hier an dieser Stelle ein paar Fragen und Lösungsmöglichkeiten in den Raum werfen, wovon ich denke, daß jeder Mensch, der die BiNe für wichtig hält einmal bedenken sollte.
Zum einen zeichnet es sich ab, daß immer mehr Menschen dazukommen, was sehr schön ist, aber das Problem in sich birgt, daß man sich untereinander kaum mehr persönlich kennenlernen kann. Deshalb wäre es meiner Meinung nach wichtig, daß die Vernetzung und Dezentralisierung innerhalb der BiNe vorangetrieben werden muß. Eine Grundvoraussetzung dafür ist aber, daß der Informationsfluß zwischen den einzelnen Regionen und Arbeitsgruppen verbessert werden muß bzw. erst einmal entstehen müßte.
Zum anderen mußte ich feststellen, daß es bei vielen Menschen im Kopf herumgeistert, daß die BiNe in Berlin ist und nicht in ganz Deutschland. Es mag daher kommen, daß der letzte Vorstand, und der neue nun auch, aus Berlin kommt und das es durch das Image der Stadt dazu gekommen ist, daß sehr viele Bisexuelle irgendwann einmal nach Berlin gezogen sind, doch mußte ich auch selber feststellen, als ich vor einem Jahr nach Berlin kam, daß wenn ich etwas haben möchte, es einfach in die Hand nehmen muß und es mir auch hier nicht in den Schoß fällt. Deshalb glaube ich, daß bisexuelle Aktivitäten nicht davon abhängig sind, wo der Vorstand der BiNe ist, sondern was jeder und jede selber macht.
Weiterhin müßte einmal überlegt werden, wie eine Vorstandsarbeit organisiert werden könnte, wenn die Vorstandsmitglieder nicht alle aus der selben Stadt kommen, da einerseits die BiNe ein deutschlandweites Netzwerk ist und andererseits es auch auf Dauer nicht tragbar ist, daß die Menschen, die Lust haben Vorstandsarbeit zu machen nur auf Grund ihres vielleicht ungünstigen Wohnorts ausgeschlossen sind.
Zum Schluß steht noch die Überlegung im Raum, wie weit die BiNe sich professionalisieren und welche Aufgaben sie übernehmen soll und kann.
Ich hoffe, daß dieses ein Anstoß zu einer lebhaften Diskussion wird, die hoffentlich auch über das Bijou geführt wird.
Karin
Gespräche über das Leben mit Frauen und Männern
Wer geglaubt hatte, unser Redaktionsmitglied Anja würde sich nur für Frauen interessieren (da sie bislang nur solche interviewt hat), wird diesmal angenehm überrascht: Auf einer Party lernte sie, sicherlich nicht ohne Zufall, Ullrich kennen, und fand seine Geschichte so spannend, daß der 37jährige Ullrich nun der erste Mann ist, der ihr Rede und Antwort steht in dieser Interviewreihe.
Anja: Du hast mir von der Trennung von Deiner Frau erzählt.
Ullrich: Nachdem wir über ein halbes Jahr versucht haben, die Beziehung aufrecht zu erhalten und positiv in einer ausschließlich heterosexuellen Weise zu leben haben wir festgestellt, daß das nicht geht.
Anja: Jetzt erzählst Du mir gerade, daß Du schon länger weißt, daß Du homosexuelle Anteile hast.
Ullrich: Ja, ich weiß seit meinem 16 Lebensjahr, daß ich bisexuell bin, denn damals war mir beides sehr wichtig. Ich habe auch beides zur gleichen Zeit gelebt, obwohl die homosexuelle Seite nur im Verborgenen blühte. Das ist jetzt 20 Jahre her und damals habe ich meine one-night-stands am Bochumer Hauptbahnhof gesucht.
Anja: Mit welchem Geschlecht hast Du eigentlich Deine ersten Erfahrungen im Bett gemacht?
Ullrich: Ich bin zuerst von einem älteren Mann verführt worden und danach erst mit einer Frau ins Bett gegangen.
Ich habe immer nur kurzfristige Beziehungen zu Männern gehabt, die auch noch geheim bleiben mußten. Nachdem ich meine Frau kennengelernt hatte, gab es für eine längere Zeit, so 3-4 Jahre, gar keine homosexuellen Kontakte. Ich war sowohl emotional wie auch sexuell zufrieden und fühlte mich sehr wohl. Das fing erst an, als das erste Kind kam.
Anja: Was veränderte sich ?
Ullrich: Ich glaube, ich registrierte das erste Mal, daß ich meine Frau teilen mußte und dazu kam noch, daß wir keine besonders heftige sexuelle Beziehung hatten. Dann erwachte auf einmal wieder dieses Verlangen nach einem Mann. Außerdem kam hinzu, daß ich die Gelegenheit dazu hatte, Sex mit Männer zu leben, weil ich auf dem Weg zur Arbeit an einem Autobahnparkplatz vorbeikam, auf dem sich die Schwulen trafen und ich dort anonym Sex haben konnte. Ich brauchte die Sicherheit, daß niemand plötzlich bei mir vor der Tür stand. Diese Situationen gaben mir das Gefühl begehrenswert zu sein.
Anja: Hattest Du dieses Gefühl begehrt zu sein nicht mit deiner Frau?
Ullrich: Ich habe die erste Geburt nicht mitbekommen, aber ich war bei der zweiten Geburt dabei und habe dies als sehr verwirrend empfunden. Einerseits war ich sehr glücklich und andererseits habe ich nur gedacht: Was habe ich ihr nur angetan, das war wie eine große Wunde, der ganze Geburtsvorgang war mit viel Blut und Schmerzen verbunden und ich konnte ihr nicht helfen. Ich habe mich nicht mehr getraut, sie zu begehren, obwohl sie mich schon sehr begehrt hat. Danach wurde das Verlangen, mit ihr zu schlafen, immer geringer und es baute sich die Angst auf, AIDS zu haben. Sex mit Männern war unkomplizierter, schneller und nicht verpflichtend, außerdem safe.
Anja: Wie kamst Du darauf, infiziert zu sein?
Ullrich: Zu einem Test war ich zu feige, ich hatte jedoch das Gefühl, mich irgendwann einmal infiziert haben zu können. Und wie sollte ich das meiner Frau erklären, daß ich plötzlich Kondome benutzen wollte, obwohl sie die Pille nahm. Ich wollte mein Familienleben aufrecht erhalten und habe dann meinen Arbeitsplatz innerhalb des Unternehmens gewechselt, weil ich nicht mehr auf dem Weg zur Arbeit an diesem Parkplatz vorbei fahren wollte.
Ich wollte nicht mehr dort halten müssen. Leider war es ein Trugschluß, zu glauben, daß sich dann mein Bedürfnis nach Sex mit Männern von selbst erledigen würde. Ich bekam dann eine Gelbsucht, die mich vollends überzeugte infiziert zu sein, und dann wollte ich nicht mehr mit meiner Frau schlafen. Ich habe mich dann bewußt von ihr im Bett abgewandt. Meine Sexualität habe ich dann nur noch mit Männern befriedigt.
Anja: Das ging ja wohl lange Zeit gut?
Ullrich: Wir sind insgesamt 14 Jahre verheiratet und haben circa 4 Jahre wie Bruder und Schwester zusammengelebt. Das ging dann bis zum Januar letzten Jahres, als sie in meiner Tasche Annoncen von Männern entdeckte, die nach Sexpartnern suchten. Bis dahin war meine Homosexualität nie Thema zwischen uns oder Freunden gewesen. Dann kam ein Moment sehr langer und intensiver Gespräche, wo meine Frau mir riet, einen Psychiater aufzusuchen, weil ich nicht mehr wußte, wer ich eigentlich war. In meinem Beruf hatte ich auch große Schwierigkeiten mit meinen MitarbeiterInnen und es war nur noch ein Kampf. Ich habe in dieser Zeit dann versucht, meine Sexualität ausschließlich mit ihr zu befriedigen, was dazu führte, daß wir mehrmals in einer Nacht miteinander geschlafen haben, es war wie eine Explosion im Bett. Gleichzeitig hatte meine Therapie begonnen, wo ich meine beruflichen Probleme lösen konnte und wo ich lernte, mit mir umzugehen, was meine Gefühle und meinen Verstand anging. Der Umgang mit meinen Ängsten, speziell vor AIDS, war ganz wichtig, davon hing auch meine Zukunft ab. Nachdem ich ein negatives Testergebnis bekommen hatte, fühlte ich mich frei, meine Sexualität sowohl in die eine als auch in die andere Richtung leben zu können.
Anja: Wie ging es dann weiter?
Ullrich: Ich hatte nur Sex mit meiner Frau, was mich auch lange Zeit befriedigte, doch irgendwann reichte es mir nicht mehr. Ich habe dann wieder die one-night-stands gesucht und das Mißtrauen meiner Frau stieg an. Sie ist auch heute noch sehr eifersüchtig. Aber ich bin auch sehr eifersüchtig gewesen.
Anja: Ihr habt Euch dann in gegenseitigem Einverständnis getrennt.
Ullrich: Sehr abrupt, aber dafür endgültig.
Anja: Das heißt, für Dich ist diese Beziehung beendet, obwohl Du von einer Trennung und nicht von einer Scheidung sprichst?
Ullrich: Ich versuche mit meiner Frau ein freundschaftliches, für die Kinder positives Verhältnis zu leben. Als Partner für die Kinder.
Anja: Du hast mir vorhin gesagt, daß Du Dich jetzt als schwul bezeichnest. Bist Du ein Schwuler mit heterosexuellen Anteilen?
Ullrich: Eindeutig ja, ich habe nach der Trennung wieder gelernt zu flirten, mit beiden Geschlechtern. Ich würde mich im Moment in einer gelebten schwulen Beziehung wohler fühlen. Das könnte sich aber ohne weiteres ändern, wenn mir die richtige Partnerin über den Weg laufen würde.
Anja: Was würdest Du dem Leser/der Leserin als Anregung gern noch mitgeben?
Ullrich: Sie sollen erst einmal den Mut haben zu ihren Neigungen, egal welcher Art, zu stehen und wenn sie nicht damit klar kommen, sollen sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Und sie werden feststellen, es gibt viel mehr Menschen um einen herum, die einen um seiner selbst willen mögen und lieben.
Anja: Ich danke Dir sehr für das Gespräch und wünsche Dir alles Gute.
Michele Knight, Spezialistin für gefährliches Leben, finanzielle Ebbe und schlechten Ruf, versucht es mit Enthaltsamkeit. Eigentlich ist Michele eine toughe Lesbe, die nichts so leicht umhaut, aber die Leiche einer jungen Frau, gefunden bei einer auschweifenden Südstaaten-Party, bringt sie reichlich ins Schleudern. Stirb Jokaste! lautet der Titel, und was die Autorin J.M.Redmann auf den 511 Seiten zusammengebraut hat, ist ein atemberaubende Mischung aus Kriminalroman und persönlicher Auseinandersetzung der Heldin mit sich selbst.
Der Krimi hat mich fast augenblicklich in Bann gezogen, da außer einer interessanten Anmerkung der Verfasserin, die mich lange beschäftigte, der Anfang schon sehr erotisch ist. Das finde ich sonst selten in Krimis und deshalb war ich schon gespannt, wie es weiter geht mit der Hauptdarstellerin. Die Beschreibung der Charaktere finde ich ausgesprochen gelungen, da sie nicht nur mit ihren Stärken, sondern auch deutlich mit Schwächen ausgestattet sind und sehr liebevoll beschrieben werden. Die Story handelt von Frauen, die auf eine besonders brutale Art und Weise vom Leben zum Tod befördert werden: Eine verpfuschte Abtreibung!
Interessanterweise scheint es Zusammenhänge mit der Abtreibungsklinik einer gewissen Cordelia zu geben - ausgerechnet die große Liebe von Michele. Und so vermischt sich ein politisch brisantes Thema, welches in den vergangenen Jahren die Wellen in den USA hochschlagen ließ, mit einem aufregenden Kriminalfall. 511 Seiten mag lang klingen, aber der Spannungsbogen ist gelungen und ich hatte ein großes Vergnügen, diesen Krimi bis zum Schluß zu lesen.
Erotik zieht sich durch das ganze Buch und lockert die Stimmung immer wieder auf angenehme Weise. Die Spannung bleibt bis zum Schluß bestehen und es gibt sogar eine Liebesgeschichte mit Happy End. Na, wenn das nix ist?
Weniger gut gefiel mir Die Sophie Horowitz Story von Sarah Schulmann. Sophie ist Journalistin und also solche von Natur aus neugierig. Als sie von der Verhaftung einer bekannten Terroristin erfährt, macht sie sich auf Spurensuche. Irgendetwas stimmt nicht an der ganzen Sache - und sie will es herausfinden.
Von der ersten Seite an jedoch wird klar: Hier geht es um feministischen Kampf, um Personen der feministischen Geschichte, die halt nicht jede/r LeserIn kennen kann, um Terrorismus - bloß alles viel zu verwickelt, zu kompliziert nachzuvollziehen. Sowohl in der Beschreibung der Tatumstände als auch der Figuren und daher nicht flüssig zu lesen. Zwar tauchen auch hier ein paar schön beschriebene erotische Szenen auf, die ein Highlight darstellen, die aber nicht ausreichen. Kurz gesagt, ein politisch motivierter Krimi, der mich verwirrt und irritiert hat, anstatt mich zu fesseln.
Von Sarah Schulmann hatte ich anderes erwartet, nachdem ich ihr Buch "Leben am Rand" gelesen hatte, in dem sie eine spannende Geschichte über AIDS, Politik und eine Beziehung zwischen zwei Frauen und einem Mann beschrieb. Nun ja, den perfekten Krimi gibt es eben nicht.
Dann lieber noch einen weiteren Micky Knight-Krimi, der gerade erst rausgekommen ist: Sag niemals ja. Das Thema, um welches in diesem, nunmehr dritten Krimi mit der dunkelhäutigen Privatdetektivin geht, ist hochbrisant: Mißbrauch und Mädchenhandel.
Bereits nach kurzer Zeit hat mich auch dieses Buch von J.M.Redmann in seinen Bann gezogen. Zuerst wird Micky von der bildschönen Karen als Rettungsanker in schmutzigen Geldgeschäften engagiert, dann beauftragt sie ein Zwölfjähriger, den Tod einer Klassenkameradin zu untersuchen. Ganz schnell steckt sie wieder drin in alten Ängsten und Gefühlen, etwa der Erinnerung an selbst erlittenen Mißbrauch, welche die gerade erst begonnene Liebesbeziehung wieder zu zerstören drohen.
Entschlossen, der Wahrheit auf die Spur zu kommen, verstrickt sie sich heillos in die üblen Machenschaften des millionenschweren Nachtclub-Besitzers Colombé. Und entkommt nur mit knapper Not. Gerade die Brüche im Fühlen und Verhalten der Privatdetektivin lassen mich mit ihr bangen und hoffen, gerade weil sie nicht die coole, überlegene Heldin ist, wächst sie einem ans Herz.
Aber das ist ja wohl kein Wunder bei einer Autorin, über die der Verlag schreibt: "Nach dem College wechselte sie nach New York, wo sie mehrere Jahre damit verbrachte, politisch unkorrekte Dinge zu tun."
Anja und Thomas
von Alexander Koridon
Erich kommt jeden Freitagabend. Jeden Mittwoch hältst du den Volkshochschulkurs "Englisch für Fortgeschrittene", der von dreiundzwanzig Damen und einem Herrn treu besucht wird. Besonders treu von Frau Brigitte, die dir, in der ersten Reihe sitzend, jedes Wort von den Lippen liest.
"Do you like English?", fragst du sie hoch orginell nach der Doppelstunde. "Yes, Sir", antwortet Frau Brigitte.
"Would you like to drink a cup of tea with me?"
"Yes, Sir."
"I am no Sir, I am Burgstaller. And what's your name?"
"I am Mrs.Moser."
"And what's your christian name?"
"My christian name is Brigitte."
"Dann gehen wir auf ein Glas Wein, Brigitte."
"Sehr gerne, äh..."
"Burgstaller. Ich habe einen guten, trockenen Moselwein oder einen milderen Roten aus dem Burgenland."
"Das heißt, bei dir zu Hause."
"Schlecht?"
"Vermutlich nicht."
Sie hat schöne Beine. Als sie endlich die abscheuliche Strumpfhose abgelegt hat. Ihr ganzer Körper leuchtet und duftet. Jede Berührung ein Kuss, jede Zärtlichkeit eine Delikatesse. Du willst nicht von ihr lassen, als sie sich deinem Körper zuwendet.
"Warte noch. Ich will dich anschauen. Du bist so schön."
Jeden Mittwoch nach dem Kurs genießt du Brigitte, jeden Freitag Erich. Du glühst vor Glück, deine Texte leben, die Schüler fressen dir aus den Händen.
Erichs Frau heißt Brigitte, Brigittes Mann Erich, entnimmst du den Erzählungen der beiden. Das wäre denn doch ...
Es ist denn doch.
Als du gerade Brigitte einen roten Fleck unter die rechte Brust lutschst, wird dir alles klar. "Sie läßt mich in letzter Zeit Gott sei Dank völlig in Ruhe. Wahrscheinlich hat sie einen Liebhaber. Ist mir aber völlig egal."
"Er zeigt sich mir nicht mehr nackt. In seinem überdimensionalen Pyjama legt er sich neben mich, dreht sich um und tut so, als ob er schliefe. Dann höre ich ihn onanieren. Aber was soll es. Ich hab ja dich."
Du brauchst nicht nachzudenken, du weißt, was du zu tun hast, du mußt heilen, die Situation heil machen.
Du liegst mit Erich im Bett, als Brigitte läutet. "Wer?" "Eine Überraschung."
Das Haus ist dunkel, die Lampen sind ausgeschaltet, du küßt Brigitte. Sie müsse ganz leise sein. Eine Überraschung. Du ziehst sie sacht aus und führst sie ins Schlafzimmer. "Ruhe. Absolute Ruhe, sonst wirkt der Zauber nicht."
Du sinkst glückselig zurück und drückst den Schalter der Nachttischlampe. Da schreit Brigitte, schreit und hört nicht mehr auf, windet sich in Krämpfen, bis du sie zur Seite drehst und sie streichelst. Sie schlägt um sich. Erich kauert in einer Ecke. Du flüchtest in Dein Arbeitszimmer, bis sie weg sind.
Teufel. Teufel. Der alles zerstört. Du begreifst nicht, daß alles, was so voll Wärme war, so voller Liebe, in der Kindheit, mit Peter und Nelly, warum daraus dieser Horror wird. Das kann doch nicht sein. Du mußt die richtigen Menschen finden, die das verstehen, die das Leben genießen können. Mit dir.
Wie entsteht die 'Bijou'? Was passiert, wenn sich die Redaktion trifft? In Heft 8 vom Juli letzten Jahres haben wir uns kurz und mit Foto vorgestellt, diesmal schildert Anja den Verlauf und ihre Gedanken zum letzten Redaktionstreffen bei Thomas in Hamburg.
Eindrücke von einem bemerkenswerten Redaktionstreffen
Müde war ich und ziemlich erschöpft, weil ich die letzte Nacht kaum geschlafen hatte. Als ich bei Thomas ankomme sitzt Hans schon da. Ich hatte gar nicht mit ihm gerechnet, da er oft verhindert ist. Freude über das Wiedersehen mit ihm läßt es mir warm ums Herz werden. Lange haben wir uns nicht gesehen und oft habe ich ihn bei den Treffen vermißt. Wir sind ja nun mal bundesweit verstreut und haben nicht oft die Chance in Ruhe zusammenzukommen. Thomas sehe ich hingegen öfter, dieser Kontakt ist mir auch sehr lieb geworden.
Als Heiner noch ankommt, ist die Runde komplett. Schade, daß Manni und Robin nicht dabei sind und auch keine neuen InteressentInnen dazustoßen.
Die Atmosphäre ist fast sofort von Nähe, Vertrautheit, liebevoller Zuwendung und Interesse für die Einzelnen geprägt. Es ist wie auf den Treffen, einfach erstaunlich, locker und offen für ein konstruktives Miteinander. Ohne Angst vor Zurückweisung kann jeder über seine Gefühle und derzeitige Lebenssituation sprechen. Anteilnahme und liebevolle Unterstützung stehen im Vordergrund. Geborgenheit, Akkzeptanz, Mitgefühl ergeben die wunderbare Komposition von tragfähigen Beziehungen, obwohl wir uns nicht sehr oft sehen. Es ist, als hätten wir uns erst gestern verabschiedet.
Gefühle und Gedanken stehen im regen Austausch und wir reden über Gott und die Welt. Privates hat Platz und liebevoller Beistand wird bei Tränen geboten. Ein Zusammengehörigkeitsgefühl ganz besonderer Art, weil wir alle ein ähnliches Interesse haben, nämlich unsere Zeitung oder das, was sie einmal werden soll, zu planen und zu gestalten.
Die Gedanken fließen, wir reden miteinander und nicht gegeneinander, ohne Konkurrenz und mit viel Liebe versuchen wir einen Weg für die Probleme in der Arbeit zu finden. Unterstützung und konstruktive Ideen werden deutlich signalisiert, ebenso die liebevolle Bremse, wenn wir ins Unendliche abdriften. So stelle ich mir ein Arbeitstreffen vor, voller Begeisterung herumspinnen, gemeinsam wieder auf die Realität stoßen und mit viel Humor die Klippe des Frustes umschiffen. Wenn ich morgen wieder fahre, habe ich mal wieder das Gefühl, daß ich ein Teil von einem Ganzen bin und nehme die Kraft des Wortes, der liebevollen Unterstützung und des lebendigen Zusammenseins als Quelle für meinen Alltag mit nach Hause.
Anja
Charlotte Wolff: BISEXUALITÄT, Frankfurt a.M. (Fischer) 1979; später als Fischer Taschenbuch erschienen, zur Zeit vergriffen, aber in vielen Bibilotheken ausleihbar. Der Bi-Klassiker der Psychoanalytikerin Chalotte Wolff, die in den Siebzigerjahren eine erste Untersuchung zum Thema Bisexualität durchführte. Der Band enthält im ersten Teil einen Überblick über die mehr oder weniger wissenschaftliche Literatur zum Thema, ein Kapitel über biologische Faktoren in der Geschlechtsidentität (Hermaphroditismus etc.), eines über Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung, sowie Erläuterungen über die psychoanalytischen Voraussetzungen, aufgrund derer die Interwiews mit bisexuellen Frauen und Männern geführt und die Materialien ausgewertet wurden. Der zweite Teil (126 Seiten) enthält drei Interviews mit Bisexuellen und viele autobiographische Dokumente, die noch nicht die literarische Form der Coming-Out-Berichte angenommen haben. Im Anhang die statistische Auswertung der Erhebung, ein Glossar und eine Bibliographie.
Udo Rauchfleisch, SCHWULE, LESBEN, BISEXUELLE. LEBENSWEISEN, VORURTEILE, EINSICHTEN, Göttingen & Zürich (Vandenhoek & Ruprecht) 1994, 262 Seiten, DM 39,--
Sue George: WOMEN AND BISEXUALITY; London (Scarlet Press) 1993, 245 Seiten, ca. DM 30,--
Marion Altendorf: BISEXUALITÄT. Zweigeschlechtliches Begehren und zweigeteiltes Denken, Pfaffenweiler (Centaurus) 1993, 164 Seiten, DM 29,80
LIEB DOCH DIE MÄNNER UND DIE FRAUEN. Bisexualität - der zweite siebte Himmel?, hrsg. von Agnes Frei und Christoph Klimke, Reinbek (rororo Panther) 1989, 208 Seiten, DM 9,80, vergriffen. Versammelt von Platon bis Volker Elis Pilgrim und von Anaïs Nin bis Elisabeth Badinter ziemlich wahllos belletristische, philosophische, biographische, frauen- und männerbewegte Texte; enthält außerdem vier Darstellungen aus der deutschen Bisexuellen-Bewegung.
Anja Feldhorst: BISEXUALITÄTEN. Eine Dokumentation zu bisexuellen Lebensstilen und Lebenswelten, AIDS-Forum DAH, Bd.XI, Berlin (Deutsche AIDS-Hilfe) 1993, gegen Spende, zu bestellen bei DAH, Dieffenbachstr. 33, 10967 Berlin oder BiNe e.V.
BI ANY OTHER NAME: Bisexual People Speak Out, hrsg. von Loraine Hutchins und Lani Kaahumanu, Boston (Alyson Publications) 1991, 380 Seiten, ca. DM 30,-- Sehr empfehlenswert für alle, die Englisch lesen lönnen - ein Reader aus der Bisexuellen-Bewegung der USA, den man/frau so schnell nicht wieder aus der Hand legt. Im ersten Teil (Psychology) geht es um die große Vielfalt der Probleme und Freuden der individuellen Lebensgestaltung; im zweiten (Spirituality: Healing the splits) um verschiedene Ansätze zu einer Integration unserer durch gesellschaftliche Spaltungen geteilten Seele; im dritten Teil (The bisexual community: "Are we visible yet?") werden Erfahrungen mit dem Aufbau bisexueller Gruppen, das Problem unserer gesellschaftlichen Unsichtbarkeit und des Coming out thematisiert; im vierten und letzten Teil geht es um Politik und Öffentlichkeit und unser Verhältnis zur Lesben- und Schwulenbewegung.
BISEXUALITY. A Reader And Sourcebook, hrsg. von Thomas Geller, California (Times Changes Press) 1992, 186 Seiten, DM 21,80 Die dritte englischsprachige Anthologie zum Thema, wiederum mit biographischen und Erlebnisberichten, einigen wissenschaftlichen Texten, einem internationalen Verzeichnis der Bi-Gruppen, Bi-Zeitschriften, einer ziemlich umfangreichen Bibliographie und einer Filmliste.
Fritz Klein, THE BISEXUAL OPTION, 2. Auflage, New York u.a., (Harrison Park Press) 1993, 215 Seiten, ca. DM 40.-
Martin S. Weinberg, Colin J. Williams & Douglas W. Pryor: DUAL ATTRACTION. UNDERSTANDING BISEXUALITY, Oxford (OUP) 1994, 438 Seiten, ca. DM 50.- Erste große Langzeitstudie des Kinsey-Instituts zum Thema Bisexualität.
Marion Altendorf & Anja Feldhorst, BISEXUELLE IDENTITÄT UND SEXUALITÄT in: Sexualität in Berlin, hrsg. vom Berliner Arbeitskreis Sexualität, Berlin (Centrum für SexualWissenschaft e.V.) 1992, Seite 37-46, DM 9,80 Kurzer Aufsatz über die Probleme, mit denen die/der Einzelne durch ihre/seine bisexuellen Wünsche und/oder bisexuelle Identität in unserer Gesellschaft konfrontiert ist, z.B. durch die Aufspaltung in hetero- und homosexuelle Kultur.
Ruth Kuntz-Brunner, BISEXUALITÄT. DOPPELTE SEHNSUCHT - DOPPELTE SCHAM, Reinbek 995, rororo 9678, 144 Seiten, DM 12.90
BISEXUALITÄTEN. Ideologie und Praxis des Sexualkontaktes mit beiden Geschlechtern, hrsg. von Erwin J. Haeberle und Rolf Gindorf, Stuttgart, Jena, New York (Gustav Fischer) 1994, 359 Seiten, DM 98.—
Sina-Aline Geißler, Doppelte Lust, Heine Verlag Nr. 12/340, 224 Seiten, DM 12,90.
BISEXUAL LIVES, London (Off Pink Publishing) 1988. 144 Seiten DM 12,80 - zur Zeit vergriffen; Kopie bei Interesse über BiNe. Ein gut lesbarer Sammelband aus England mit zum Teil sehr intensiven Texten einzelner Bisexueller darüber, wie sie ihre ganzheitliche Bisexualität spüren, erkennen, akzeptieren und leben lernten, mit welchen Schwierigkeiten sie sich dabei konfrontiert sahen und wie ihre Umgebung (ehe- oder andere Partner, Familie, Umwelt) darauf reagierte. Am Schluß ein bißchen Bewegungsgeschichte, ein Bericht über den Telephonservice Bisexual-Helpline in London und Adressen.
BISEXUAL RECOURCE GUIDE ist ein Nachschlagewerk über den internationalen Stand der Dinge in der Bisexuellen-Bewegung. Es enthält eine Liste mit mehr als 1400 Bi- und Les-Bi-Schwulen Gruppen in über 20 Ländern eine kommentierte Bibliographie von Buchvorschlägen mit Infos über kommende Publikationen einen Führer zu empfehlenswerten Filmen infos über «Zubehör» (Anstecker, T-Shirts, Bücher, usw.) Safer Sex-Informationen angekündigte Konferenzen, Adressen für Infomaterial, usw. Der Bisexual Resource Guide wurde von Robin Ochs herausgegeben, ist beim Bisexual Resource Center zu beziehen und kostet US-$8,- . Bestellungen mit Scheck an: BRC P.O. Box 639 Cambridge MA 02140, USA
Bisexuelle Politik - Theorien, Fragen und Visionen. Das Buch präsentiert eine bunte Sammlung von Essays, in der die Geschichte, Strategien, Philosophien und die Meinungsvielfalt über bisexuelle Politik und Theorien in den USA dargestellt wird. Die dreiunddreißig AutorInnen entwickeln einen vielgestaltigen Versuch, bisexuelle Politik zu definieren. Durch die Aussagen dieser Menschen versucht das Buch, das Umfeld zu vermitteln, in dem die Bisexuellen-Bewegung entstanden ist. Sie analysieren verschiedene Organisations-Strategien, formulieren neue Theorien einer bisexuellen Politik und stellen eine Vision über zukünftige Richtungen dar, wie Sexualität und Geschlecht neu definiert wird. Für die AktivistInnen und ihre Verbündeten wird Wissenswertes zu den Fragen und Problemen der bisexuellen Gemeinschaft erläutert. Dieses Buch ist das erste seiner Art. Während sich die bisherige Literatur auf Identität, Coming-Out und das Zusammenwachsen von Gemeinschaften konzentriert, ist dieses Werk der notwendige nächste Schritt zur Theorie bisexueller Politik und zu ihrer Verwirklichung. Es ist ein Quellennachweis für Leute, die eine Darstellung der Bisexualität im Rahmen anderer sozialpolitischer Bewegungen suchen. Es dient auch als Werkzeug, um Verbindungen mit anderen progressiven Gruppen und lesbisch/schwulen und heterosexuellen Gemeinschaften zu bilden. Bisexual Politics von Naomi Tucker (Hrsg.) erscheint im Herbst 95 bei The Haworth Press, 10 Alice Street, Binghamton, New York 13904-1580 USA. ISBN 1-56023-869-0, 276 Seiten, $14,95
Almut König und Francis Hüsers: "Bisexualität" Das Buch enthält eine umfassende Darstellung der Bisexualität. Es informiert über Entwicklungsgeschichten, Alltagssituationen, Beziehungsmuster, kurz - über die Lebensrealitäten bisexueller Frauen und Männer. Es klärt Definitionen von Bisexualität und stellt Erklärungsansätze aus biologischer, psychologischer und soziologischer Sicht zur Entstehung der Bisexualität dar. Medizinische und gesellschaftliche Aspekte von Bisexualität und AIDS werden thematisiert und auch die Versuche diskutiert, Bisexualität als gesellschaftliche Utopie zu sehen. Es faßt Entstehung und Zielsetzung der internationalen Bi-Bewegung zusammen sowie Organisation und Angebote der Bi-Bewegung in Deutschland. Schließlich enthält es eine Adressenübersicht über bundesweite und internationale Anlaufstellen bzw. Kontaktmöglichkeiten einschließlich Angaben auch für einen internationalen Zeitschriftenbezug. Darüber hinaus bietet es ein exaktes und umfängliches Literaturverzeichnis, in dem den themenbezogenen Buchtiteln eine unhaltliche Kurzinfo angefügt ist. Das Buch will positionsbezogen, sachgerecht und selbstkritisch über Bisexualität im Sinne einer Möglichkeit unter anderen aufklären und macht sie als solche transparent und spürbar. F. Hüsers und A. König, BISEXUALITÄT, Verlag TRIAS , Stuttgart 1995, 164 Seiten, DM 34,-