Cyber-Bijou Nr. 7 (April 96)
Inhalt:
Eigentlich wollte Berlin ja Veranstaltungsort von Olympia 2000 werden, aber das hat nicht geklappt. Nun, immerhin wird jetzt Berlin die erste internationale Konferenz von Bisexuellen in der Bundesrepublik beheimaten, und das ist schließlich auch was Besonderes!
Verständlich, daß wir in diesem Heft ausführliche Informationen zum bevorstehenden Höhepunkt bundesdeutscher Bi-Bewegung bringen, wollen wir doch nicht hintenanstehen, wenn Bisexualität in den Medien so starke Beachtung findet . Der SPIEGEL und sein amerikanisches Pendant NEWSWEEK jeweils mit der Titelstory (über die Qualität insbesondere des deutschen Beitrags läßt sich streiten) und andere Zeitschriften mit ausführlichen Beiträgen. Und das wird sicher nicht weniger anläßlich von IBIS 96. Bisexuelles Selbst-Outing ist offenbar in, man denke nur an Herrn Joop, der rechtzeitig zu seiner neuen Werbekampagne jedem ein Interview gibt, der es zu drucken bereit ist. Aber auch andere werden mu tiger, wie etwa Kena Amoa, der das WDR-Jugendmagazin 'Lollo Rosso' moderiert.
Es ist wirklich viel geschehen, seit Bijou im Oktober 1994 zum ersten Mal erschien. Wir alle in der Redaktion hoffen, ein bißchen dazu beizutragen.
Der für dieses Heft angekündigte zweite Teil von "Starthilfe: Wie gründe ich eine Bi-Gruppe?" wird zugunsten von IBIS 96 aufs nächste Heft verschoben. Auch den BiNe-NetzTeil findet Ihr erst wieder im kommenden Heft in gewohnter Form ; dafür haben wir im Mittelteil das IBIS-Programm sowie die Workshops abgedruckt.
Außerdem wollten wir hier und heute endlich einmal selbst ins Licht treten, beziehungsweise das Redaktionsteam vorstellen, aber leider mußte unser Coming-Out ebenfalls hinter IBIS zurücktreten. So ist das nun mal: die Bewegung kann ke ine Rücksicht auf Einzelschicksale nehmen...
Thomas & Heiner
"Was ist denn ein Symposium?" wagte ein mutiges Mitglied unserer Bi-Gruppe zu fragen. Da keiner so recht eine Ahnung davon hatte, bemühten wir den Duden um mehr Klarheit: Symposion [gr.] und Symposium das; mit Trinkgelage un d Unterhaltung verbundenes Gastmahl im alten Griechenland. "Ach so", entschlüpfte es dem Frager, " also ein stink-normales Bi-Treffen! Aber wieso in Griechenland, ich denke, das ist in Berlin?" Etwas ungnädig kam die Antwort: "Nun warte doch mal ab, hier steht doch noch mehr. Zweitens: Tagung besonders von Wissenschaftlern, auf der in zwanglosen Vorträgen und Diskussionen die Ansichten über eine bestimmte Frage erörtert werden." "Ja, was denn nun - Trinkgelage oder Tagu ng?" Diese Frage beschäftigt offenbar viele im Lande, und so hat die Redaktion einen der 'Macher' aus Berlin gebeten, mehr über das mysteriöse IBIS '96 zu verraten.
Daß man aus einer Mücke einen Elefanten machen kann, ist sprichwörtlich; daß aus einem Vogel ein Mammut erwächst, ist eher typisch bisexuell. Ganz klein hat alles angefangen. Eine Handvoll Bi's begann Ende 1994 mit der Vorpla nung für ein internationales Treffen von Bisexuellen in Berlin, kurz IBIS genannt - in Anspielung auf den ägyptischen Vogel, der das Anschwellen der Nil-Wasser schon vorher verkündete.
Ein kleiner Kongreß sollte es werden, optimistisch wurden ca. 150 TeilnehmerInnen erwartet, darunter auch einige aus dem Ausland. Alles sollte sich auf Jugendherbergs-Niveau abspielen, preiswert, alternativ, kreativ, bi-familiär. Es sieht au s, als hätten wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht: wenn der IBIS die Wasser verkündet, dann kommen sie, und zwar gewaltig!
Die Wasser schwellen ...
So mußte vieles von der anfänglichen Planung gekippt werden, zugunsten der bekannten Wachstumsfaktoren: schneller, höher, weiter. Aus der alternativen Kulturfabrik als Tagungsort wurde die Freie Universität Berlin, statt 80 Schlafp lätzen mußten vorsichtshalber 200 vorbestellt werden. An Stelle von ein paar selbstkreierten Mini-Workshops erwuchs eine Veranstaltungsreihe mit ca. 50 ReferentInnen aus aller Welt, von Australien bis USA ist fast alles vertreten.
Das Symposium wurde vom Berliner Senat als Fortbildungsveranstaltung für BeraterInnen aus dem psychosozialen Bereich anerkannt (Bildungsurlaub!!), aus der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung kommt der Leiter des AIDS-Referates und referiert über HIV-Prävention.
... schneller
Nebensächlichkeiten wandelten sich zu handfesten Problemen: wie kann die Versorgung mit Kaffee/Tee in den Pausen organisiert werden? Wo empfangen wir die ankommenden Gäste für ein Check-In? Brauchen wir eine Kinder-Betreuung? usw. usf.
Wie ist denn nun der Stand der Dinge im März '96? Das Symposium beginnt am Freitag, den 24.Mai, mit einem Empfang im Roten Rathaus, dem Sitz des Senats von Berlin! Die Begrüßungsworte spricht die zuständige Senatorin. Die Freie Uni versität Berlin ist Mitveranstalterin und gleichzeitig Tagungsort für die Workshops und Vorträge. Rund 10.000 Einladungen wurden verteilt bzw. verschickt. Am Freitag gibt's Filme im 'Babylon', am Samstag eine Disco-Party (garantiert Techno -frei) im Ackerkeller und am Sonntag eine große Techno-Fete. Es gibt einen Liederabend mit einem Chansonnier, und zur Entspannung werden Workshops in Yoga und Meditation angeboten.
... höher
Die Medien verwursten derweilen das Thema Bisexualität: SPIEGEL, Marie-Claire, TAZ, TM3, Liebe,Sünde, Wa(h)re Liebe, Vera am Mittag=SAT 1, und vieles mehr. Alles nur im Februar und März 96. Die Wasser schwellen.
Bevor unsere Formulare für die Anmeldebestätigung gedruckt sind, liegen schon Dutzende Anmeldungen vor. Wir müssen im März ca. 10.000 DM als Anzahlung für unsere Zimmer-Reservierung bereitstellen! Die Druck-Kosten für Flye r (neudeutsch für Faltblatt, d.Red.) , Formulare, Plakate usw. liegen bei rund 5000 DM, weitere 5000 DM sind für Telefon, Fax und Porto verplant (aber noch nicht vorhanden!). Allein die vorgeschriebenen Hausmeister für das Tagungsgeb äude werden Kosten von ca. 1600 DM verursachen. Insgesamt rechnen wir mit mindestens 30.000 DM an anfallenden Kosten: Der Himmel stehe uns bei!
... weiter
So mausert sich unser kleiner IBIS-Vogel langsam zu einem tonnenschweren Mammut. Wer nicht dabei sein kann, verpaßt wirklich etwas. Eine solche Veranstaltung wird es in Deutschland so schnell nicht wieder geben. Also los, Koffer packen und ab nac h Berlin!
Das bisexuelle Festival des Jahres erwartet DICH!
Jürgen
Gespräche über das Leben mit Frauen und Männern
Wie leben andere Bisexuelle, wie haben sie ihre Identität gefunden? Die vielen Gespräche und Diskussionen auf Bi-Treffen und in den bestehenden Gruppen zeigen, wie groß der Wunsch ist, die ganze persönlichen Erf ahrungen anderer kennenzulernen. Deshalb hat unser Redaktionsmitglied Anja beschlossen, einen kleinen Fragebogen zu entwickeln und diesen gemeinsam mit Menschen aus ihrer Umgebung auszufüllen. Wir werden die dabei entstehenden Interviews in lockerer Folge abdrucken. Heike, mit der wir heute beginnen, ist jetzt 27 Jahre alt und hat eine 15-jährige Drogenkarriere hinter sich. Während dieser Zeit hatte sie Beziehungen sowohl zu Frauen als auch zu Männern.
Anja: Wie hast Du deine Bisexualität vor, während und danach erlebt?
Heike: Ich bin durch meine Mutter schon sehr früh, im Alter von 11 Jahren, sehr liebevoll und offen aufgeklärt worden. Sie hat mir nicht nur die Funktionen des Körpers, sondern auch alle möglichen Formen, Sexualität zu leben, e rklärt. Dazu gehörte auch die gleichgeschlechtliche Liebe. Ich bin der Meinung, daß sie damit alle Probleme, die sich aus der Unwissenheit über Homosexualität ergeben können, im Keim erstickt hat. Es war für mich vö ;llig normal, sexuelle Phantasien auch mit Frauen zu haben. Meine erste sexuelle Beziehung zu einer Frau hatte ich zu einer Nachbarin, die ich schon aus meiner Kindergartenzeit her kannte. Damals waren wir beide etwa 14 oder 15 Jahre alt.
Anja: Zu diesem Zeitpunkt hast Du schon sanfte Drogen konsumiert?
Heike: Ja, durch den Konsum von Haschisch hatte ich das Gefühl, daß die Nähe intensiver war und es leichter war, eine gemeinsame Wellenlinie zu finden.
Anja: Hat sich dieses Gefühl im Laufe der Zeit, als Du harte Drogen genommen hast, verändert?
Heike: Ja, auf harten Drogen hat man sowieso keine Lust mehr auf Sexualität. Und Nähe ist einfach unmöglich. In der harten Drogenszene war Sex ein Mittel, um an Drogen zu kommen. Wenn Du harte Drogen, wie Heroin, Kokain nimmst, hast Du k ein sexuelles Bedürfnis und auch kein Bedürfnis nach Nähe. Das kommt alles erst wieder, wenn Du wieder nüchtern bist.
Anja: War Nähe eher zu Männern oder mit Frauen möglich?
Heike: Während meiner gesamten Drogenzeit hatte ich dieses Gefühl von geistiger Nähe eher zu Frauen als zu Männern.
Anja: Hattest Du während dieser Zeit Probleme mit Deiner Bisexualität?
Heike: Es gab in Nürnberg zu dieser Zeit keine Szene für Bisexuelle, sondern nur für Schwule oder Lesben, bei denen ich mich nicht wohlgefühlt habe. Es gab da ein feministisches Frauengesundheitszentrum, in dem die Frauen zwar sehr emanzipiert waren, jedoch sehr vermännlicht in ihrem Auftreten waren. Mir fehlten die weiblichen, selbstbewußten Frauen, die sich in ihrem Freiheitsstreben nicht in halbe Männer verwandelten. Ich mag Frauen wegen ihrer Weiblichkeit und ihr er weiblichen Charakterzüge, die nun einmal anders sind als Männer.
Anja: Was liebst Du an den Männern?
Heike: Ich liebe es, mich beschützen zu lassen. Ich genieße den Sex mit Männern, weil er zum Teil animalischer ist. Ich suche mir Männer, die so sind, weil ich genau das will. Ich mag keine Männer, die alles mit sich machen la ssen und ich brauche einfach die positive Kraft der Auseinandersetzung mit ihnen.
Anja: Brauchst Du die Auseinandersetzung auch mit Frauen?
Heike: Grundsätzlich streite ich mich gern, deshalb ist mir die Auseinandersetzung mit Frauen genauso wichtig. Wen ich nicht mag, mit dem streite ich mich nicht, weil mir das dann nicht so wichtig ist. Auseinandersetzung gehört für mich zu jeder Beziehung, um Standpunkte zu klären und eigene Positionen zu verdeutlichen. Logischerweise sind da auch Machtkämpfe dabei, weil Menschen so sind.
Anja: Hast Du während Deiner Drogenzeit Beziehungen zu Frauen und zu Männern gehabt?
Heike: Es war viel durcheinander, es gab keine klaren Grenzen. Es war ein Leben nach Lust und Laune, ohne Verbindlichkeiten. Sex war nichts besonderes, man ging in eine andere Wohnung, nahm irgendwas an Drogen und ging dann miteinander ins Bett. Das ge hörte zu dem Leben dazu. Sex hatte nicht den Stellenwert, wie heute in nüchternem Zustand. Wir waren ein Kreis von Leuten, die keine festen Beziehungen hatten, sondern wo jeder mit jedem ins Bett ging.
Anja: Hatten die Männer auch sexuelle Kontakte untereinander?
Heike: Nein, nur vereinzelt. Ich war in diesem Kreis die einzige, die offen gesagt hat, das es mir egal ist, ob ein Mann oder eine Frau in meinem Bett liegt.
Anja: Wie gehst Du jetzt, nach dieser Zeit, mit Deiner Bisexualität um?
Heike: Ich fühle mich unsicherer; früher war das kein Problem für mich in Kontakt mit Frauen zu kommen. Die Leute, mit denen ich zusammen war, waren offener, da Menschen, die kiffen, auch eine Randgruppe sind, die für Frieden, Liebe , Freiheit einstanden.
Um heute Kontakt zu Frauen zu bekommen muß ich in die Lesbenszene gehen, die ich nicht mag, die mir nicht gefällt.
Anja: Gab es für Dich bisexuelle Vorbilder?
Heike: Nein. Für mich gibt es nur Menschen als Vorbilder, egal welche sexuelle Orientierung sie haben. Mein Vorbild ist zum Beispiel Eric Clapton, weil er süchtig war und trotz des Todes seines Sohnes nicht rückfällig geworden ist u nd seine Musik zu seinem Ventil gemacht hat.
Und dann gibt es natürlich noch Dich als mein Vorbild. Du bist eine sehr weibliche, warmherzige, und dennoch starke Frau. Eben eine Frau, wie ich sie mag!!!
Anja: Wie möchtest Du in Zukunft Deine Beziehung/en leben?
Heike: Möglichst unabhängig, egal ob Mann oder Frau, am Besten beides.
Anja: Heike, ich möchte mich ganz herzlich für Deine Gesprächsbereitschaft bedanken.
Als Urlaubslektüre hatte ich u.a. "Homosexualität im Manne" von Peter Schellenbaum eingepackt. Dieses Buch hat mich begeistert. Es ist das Fundierteste, das ich in letzter Zeit zu diesem Thema gelesen habe. Leid er ist es für Nicht-Analytiker in einer schwer greifbaren Sprache geschrieben, für den psychologisch interessierten Laien aber eine kleine Fundgrube. Ich möchte einige Aspekte herausgreifen und verkürzt darstellen.
Schellenbaum unterscheidet zwischen fixierter (d.h. zwanghafter, neurotischer) Homosexualität und reifer, integrierter (d.h. psychisch gesunder) Homosexualität: "Fixierte Homosexualität bedeutet dabei das süchtige Verlangen nac h dem anderen Mann (ausgetobt in promiskuitiven, anonymen Sex-Kontakten), der als Ersatz für die eigene männliche Selbstwahrnehmung degradiert wird."
Etwas frei übersetzt : Die Seele des fixierten Homosexuellen ist kariös.Die löchrige Stelle ist das Minderwertigkeitsgefühl zur eigenen Männlichkeit. Die Plombe, die hier neue Stabilität bringen soll, ist dann der Sex-Part ner. Was natürlich nicht funktioniert, denn der andere ist Nicht-Ich und taugt daher auch nicht zum "besseren Ich". Der (Selbst-)Betrug ist durchsichtig und fliegt auf. Der Katzenjammer folgt rasch.
Schellenbaum: "fixierte Homosexualität außert sich meist in vorwiegend promiskem Sexualverhalten das alle Anzeichen einer Sucht aufweist : Mangel an dauerhafter Befriedigung, Überstimulierung zur Kompensation der Gefühlsleere , zunehmende Verarmung der Beziehungsfähigkeit und Flachheit der Affektivität, wachsende Abstumpfung und somit das Bedürfnis nach Steigerung der Gefühlsreize." (S.16)
Als integrierte Homosexualität bezeichnet Schellenbaum degegen die Wahrnehmung des Partners ohne Ausblendung störender Anteile, also die Akzeptanz des Du mit allen Facetten als eigenständiges Subjekt, das ich in all seiner Widersprü chlichkeit annehmen und lieben kann, und das - durch seine Liebe zu mir - mich in meiner männlichen Selbstwahrnehmung stützt. Diese Haltung befähigt zu einer gleichgeschlechtlichen (und bei einigen Menschen zusätzlich zu einer gegenges chlechtlichen) Partnerschaft. (S.56)
Wenn ich diesen Satz richtig interpretiere, führt die Entwicklung des neurotischen Homosexuellen zum integrierten Homosexuellen zuweilen zur Bisexualtät des Betreffenden. An anderer Stelle wird dies noch bekräftigt : "Nur homosexue lle Männer, die ihre Abwehr des Weiblichen überwunden haben, entgehen der Gefahr einer zwanghaften fixierten Homosexualität. Denn nur sie heben eine ausreichende männliche Selbstwahrnehmung, um den begehrten Mann nicht als bloßen Ersatz für diese (männliche Selbstwahrnehmung) zu mißbrauchen." (S.77)
"Von daher ist es nicht verwunderlich, daß sich homosexuelle Männer, die während längerer Zeit in einer heterosexuellen Partnerschaft gelebt haben (Schellenbaum meint wohl bisexuelle Männer), in der sie einen Lernproze&sz lig; der Hingabe, du-bezogener Zuverlässigkeit und Verantwortung durchliefen, später in einer homosexuellen Beziehung als besonders fähig zu dauerhafter Hingabe und emotionaler Treue erwiesen." (S.77)
Aber das Loblied auf die Bisexualität (auch wenn dieser Begriff hier nie auftaucht) geht noch weiter. Am Beispiel der Verhältnisse im klassischen Griechenland schreibt Schellenbaum : "Nur solche erwachsenen Männer durften eine ..... Beziehung mit einem Jüngling eingehen, die sich der staatserhaltenden Aufgabe, eine Familie zu gründen, nicht entzogen. Männer, die ausschließlich ihre Homosexualität lebten, wurden nicht einmal in's Gymnasium zugelassen, um den Wettkämpfen der nackten, jungen Männer zuzusehen. Ein Mann eignete sich im antiken Griechenland nur dann zur Verkörperung des inneren Leit-Bildes eines Jünglings, wenn er dessen Männlichkeit nicht als Ersatz für die Wahrnehm ung seiner eigenen ursupiert, sondern im Gegenteil als Leit-Bild des Freundes dessen zentrale männliche Persönlichkeit weckt und belebt. Der Erzieher wird als zweiter Vater zum Leit-Bild des Jünglings." (S.78)
Das heißt für mich : Im antiken Griechenland war die homosexuelle Knabenliebe ein Mittel zum Zweck, nämlich zur Stabilisierung der Selbst-Wahrnehmung als Mann, durch Vergleich mit dem und Spiegelung in dem älteren Vorbild / Vater / Liebhaber.
Alte Regel: wir werden zu dem, was wir lieben!
Jürgen
Ja, wie ist das denn nun mit den Beziehungen der Bisexuellen? Sind sie besser, weil wir Frauen und Männer lieben können? Sind sie intensiver, weil dies für uns auch gleichzeitig möglich ist oder sind sie problema tischer und führen dazu, einfach nur haltlos von einer Beziehung in die andere zu stürzen? - Bedenken eines bisexuellen Mannes
Diese Fragen sind gar nicht so einfach zu beantworten, denn es gibt genügend Beispiele für Beziehungen mit Bi's, die gescheitert sind, weil die/der Nicht-Bi-PartnerIn mit diesen Vorstellungen nach zwei Menschen nicht klargekommen ist. Abe r wir sollten auch die positiven Beispiele, wo eine Beziehung mit zwei Partnern klappt, nicht aus den Augen verlieren! Meine eigenen Erfahrungen sind da bisher nicht ganz so positiv. Die Beziehung mit meiner Freundin ist nach langem Hin und Her auseinande r gegangen, weil es einfach nicht ging, daß ich noch etwas mit einem Mann hatte. Genauso war es mit meinem Freund, der nach kurzer Zeit die gleichen Probleme hatte. Sie wollten es zwar beide gerne für sich akzeptieren, aber ich glaube, daß ; sie sich damit einfach überfordert haben.
Ich sehe das Problem auch darin, daß ein Nicht-Bi-Partner zuerst einmal nicht nachvollziehen kann, was es bedeutet, zwei Geschlechter zu begehren und den Wunsch zu haben, dies auch gleichzeitig leben zu wollen. Außerdem fehlt den meisten Ni cht-Bi-Partnern die Erfahrung, daß es möglich ist, zwei Menschen zu lieben und dies für einen selbst zwei verschiedene Dinge sind, die nichts miteinander zu tun haben und deshalb dem einen Partner nichts wegnehmen. Im Gegenteil, ich bin de r Meinung, daß sie/er dadurch, daß ich total glücklich mit meinen zwei Partnern bin, viel mehr von mir bekommt, als wenn ich das Gefühl habe, daß mir etwas fehlt. Auch diese Sache ist für die meisten Nicht-Bi's immer schwe r zu verstehen.
Nun, was fehlt einer/einem Bisexuellen denn, wenn sie/er nur eine Beziehung hat? Es fehlt manchmal eben das andere Geschleccht, auch wenn die Unterschiede, ob ich nun mit einem Mann oder einer Frau zusammen bin, doch eigentlich wirklich nicht so total groß sind. So kann ich nur sagen, es gibt da etwas, das mir fehlt, und wenn es auch nicht sehr viel ist, so trägt es doch entscheidend zu meinem Glück bei. Außerdem könnte ich selbst mich eher auf die Einschränkung einlasse n, nicht noch etwas mit einer zweiten Frau oder einem zweiten Mann zu haben, als auf das andere Geschlecht zu verzichten, welches mir im Augenblick fehlt.
Mir selber ist mittlerweile ganz klar geworden, daß ich einen Mann und eine Frau lieben möchte, die auch mit dieser Vorstellung leben können. Ich glaube, daß es diese Möglichkeit gibt, und bin fest entschlossen, danach zu suc hen. Denn nur die Freiheit, zwei Menschen zu lieben, macht mich wirklich zufrieden! Deshalb finde ich es nicht haltlos, wenn man immer wieder nach dieser Idealvorstellung Ausschau hält und Beziehungen anfängt, die auch wieder zuende sein kö nnen, wenn sich herausstellt, daß es eben nicht geht mit der Polygamie. Man kann nicht immer alles schon direkt am ersten Tag abklären, vor allem, wenn da noch Gefühle mitspielen.
Mir stellt sich allerdings noch eine andere Frage. Wäre es nicht besser, direkt nur noch eine Beziehung mit einer/einem anderen Bi einzugehen, die/der die Problematik bei sich selbst kennt und deswegen vielleicht mehr Verständnis für ein e Bi-Beziehung aufbringt? Leider kann diese Frage wohl nur jede/jeder für sich selbst klären, aber ich glaube, besser wäre es sicherlich, wenn auch nicht immer nötig, denn es gibt doch auch immer wieder Nicht-Bi's, die sich auf solch e ine Beziehung einlassen und auch deren Vorteile zu schätzen wissen.
Auch wenn Beziehungen mit Bi's problematischer sind, so sind sie dennoch interessanter und erkenntnisreicher. Deshalb bin ich froh, bi zu sein und meinen Traum nicht aus den Augen zu verlieren, denn nur so verliere ich mich selbst nicht!!!
Christoph
Condome a la carte
Mit den Kondomen ist das so eine Sache. Dem einen sind sie zu eng, dem anderen rutschen sie dauernd runter. Der dritte hätte es gern etwas stärker, weil er sich anal vergnügen will. Und der vierte ist allergisch gegen diese Gummidinger. Also begibt man (oder auch frau) sich auf die Suche, fragt in der Apotheke die ältliche Verkäuferin, ob's die Fromms nicht auch ein wenig größer gibt, ähem... Nicht verzagen: Bijou weiß Rat!
Fragt man bundesdeutsche Männer, ob sie eher über- oder unterdurchschnittlich gebaut seien 'da unten', dann brüstet sich die Mehrheit damit, besonders gut ausgestattet zu sein. Gehört wohl zum Mannsein dazu. Für den Teil der M& auml;nnerwelt jedenfalls, die tatsächlich ein bedeutenderes Kaliber ihr Eigen nennen, gibt es OKEIDO. 4 mm größer im Umfang, feucht und transparent. Das dürfte in aller Regel reichen.
Ein guter Tip ist allerdings auch mit Normalgrößen zu verwirklichen. Statt das Kondom auf die Eichel aufzusetzen und mit Mühe über dieselbe abzurollen, kann der Herr (oder die Dame) auch das noch aufgerollte Gummi mit je zwei Finge rn beider Hände weit dehnen. So läßt es sich bequem über das dicke (und doch recht empfindliche) Ende 'heben', leicht runterziehen und dann über den Rest rollen. Voila! Eichelschonend und kostengünstig.
Die größere Auswahl gibt es erstaunlicherweise (bedenkt man die im ersten Absatz berichtete Umfrage) für die kleineren, engeren Größen. ProFamilia PROFIL sitzt im oberen Drittel fest und sicher, sodaß es nicht abrutscht ("Hey, ich glaub, ich hab was drin vergessen..."). Dasselbe gilt für HAUT ENG, das etwas tailliert ist, sodaß es hinter der Kranzfurche dichter anliegt. Wer's gelb mag (die Farbe, nicht die Praktik!), greift statt dessen zu MAMBA.
Für Liebhaber der etwas engeren rückwärtigen Körperöffnung bieten sich die Latextüten in 'Extra stark' an. HT spezial von Blausiegel ist in der Szene weit verbreitet und erprobt. Nur wenig feucht, aber für's anale emp fiehlt es sie sowieso, einen gehörigen Klacks Gleitcreme beizufügen - es rutscht besser und beugt dem Reißen zusätzlich vor. Auch DUREX-008 von London paßt hier dazu, ebenfalls stärkeres Latex und stark feucht. Aus dem Oste n kommt Mondos YANTRA in 'extra stark'; merkwürdig nur, daß der Hersteller auf der Packung darauf hinweist, daß "Kondome nur für den vaginalen Geschlechtsverkehr geeignet" seien. Ganz anderer Meinung ist da die Deutsche AIDS Hilfe, d ie den Vertrieb des HOT RUBBER übernommen hat, der in der Schweiz speziell für die schwule Szene entwickelt wurde.
Manch einer schützt Gummi-Allergien vor, bloß um kein Kondom benutzen zu müssen. Aber es gibt sie, jene Männer, die auf die Beschichtung oder den Vulkanisationsbeschleuniger im Latex allergisch reagieren. Letztere sind deshalb bis auf einen Rest von 5% aus DUREX "TOP SKIN" von London verbannt. Die RFSU-Kondome aus dem ProFamilia-Vertrieb enthalten alle keine 1,3-Diphenylguanidin, gegen die viele allergisch sind. Schon merkwürdig, allergisch gegen was zu sein, was man nicht mal aussprechen kann...
Wer nun diese Spezial-Anfertigungen im Regal von Schlecker vermißt und wem der Weg bis zur nächsten Condomeria zu weit ist, der kann sich von der ProFamilia-Vertriebsgesellschaft (Niddastr.76, 60329 Frankfurt) das Gewünschte neutral ver packt ins Haus schicken lassen. Viel Spaß!
Thomas (mit Dank an die AIDS-Beratungsstelle in Hamburg für die Info)
Wißt Ihr noch? Auf der Rückseite der vierten Ausgabe von bijou erschien zum ersten Mal eine Anzeige der AIDS-Hilfe zum Thema Bisexualität. Hier wird erzählt, wie die Fotos dazu entstanden sind: Die Geschi chte von einer, die fortging, um Model zu werden...
Anfang April im Park von Sancsoussi in Potsdam: unter den mitunter staunenden Blicken der SonntagsspaziergängerInnen tobt ein munteres Grüppchen durch den Park. Begleitet von einem Fotografen und einem Beleuchter.
Was hier unter viel Gelächter (aber auch mit viel Arbeit) entsteht, sind Bilder für die AIDS-Hilfe. Bi-Bilder.
Angefangen hatte die ganze Aktion vier Wochen vorher. Als Andreas, der Medienreferent eines Abends bei mir anrief, um mich zu fragen, ob ich als «Modell» für eine Anzeigenserie der AIDS-Hilfe zur Verfügung stehen würde. Ich sagte zu - un d dann wurde es erstmal chaotisch! Termine wurden gemacht und verschoben, Konzepte aufgestellt und umgeworfen, über den Fotografen hieß es, er sei ziemlich doof, dann: nein, er sei ziemlich nett - ich hatte die Faxen schon dick, bevor die ganz e Sache auch nur angelaufen war.
Und dann die Darstellungsart. Nehmen wir zwei Frauen und einen Mann, sieht's nach typischer Hetenphantasie aus («er» kann es zwei Frauen «besorgen»). Nehmen wir zwei Männer und eine Frau, schaut's so schwul aus. Nehmen wir ganz viele, sieht es wie der so aus, als seien wir ein buntes Völkchen, das fröhlich durcheinandervögelt. Was also tun? Die Entscheidung fiel auf «ganz viele». Und um den Sex ein bißchen außen vor zu lassen, auf «ganz viele bei einem Ausflug». Im Park v on Schloß Sancsoussi.
Doch vor diesem Ausflug mußte ich mich durch die Wirren der Großstadt schlagen. Am Freitagabend in Berlin angekommen, gleich mit dem Bus furchtbar verfahren, rettet SaBiNe mich aus dem Großstadtdschungel und bei ihr kann ich auch zwei Nächte bleiben. Es lebe die bundesweite Vernetzung! (Und heißen Dank an SaBiNe an dieser Stelle). Noch am gleichen Abend lerne ich am Bi-Stammtisch auch alle anderen Modelle kennen. Samstag mache ich Berlin unsicher und Sonntag morgen geht's d ann endlich los. Mit der S-Bahn raus nach Potsdam. Schon auf der Fahrt erweist sich, daß Michael, der Fotograf, keineswegs ganz furchtbar doof ist. Ganz im Gegenteil.
Ja, und dann stürmen wir den Park. In manchmal bemühter, meist aber echter Fröhlichkeit, unter heftigem Gelächter, wenn die von Michael verlangten Posen allzu absurd sind. Es ist kalt und mitunter regnerisch - da hilft nur die Therm oskanne Glühwein, die wir schwesterlich teilen. Und immer wieder: flirten, küssen, umarmen, lachen, sinnlich gucken (das ist das Schwierigste). An allen möglichen Orten, in jeder denkbaren Kombination. 360 mal!
Dann sind zehn Filme voll, wir alle durchgefroren und erschöpft. Wir gehen noch einen Kaffee trinken und dann müssen die Models aus dem Rhein-Ruhr-Gebiet auch schon wieder zum Zug gen Heimat.
Tja, und nun bin ich auf die Ergebnisse heftig gespannt. Eins davon ist bisher auf bijou erschienen. «Unser» Bild von den Bi's.
Heike Stratmann
Leiden Sie unter übertriebenem Sexualdrang? Oder gerade nicht, und wüschen sich mehr Trieb? Macht die Eifersucht Sie wahnsinnig? Will Ihr Partner immer nur das Eine, und Sie haben dauernd Migräne? Dann fragen Sie unse ren Haus-Berater Dr.Ali Bi. Seine langjährige Praxis läßt ihn auch für die ausgefallendsten Probleme Lösungen finden!
Lieber Herr Doktor,
bitte helfen Sie mir! Viele Menschen würden sich wahrscheinlich glücklich schätzen, wenn sie mein Problem hätten: Ich sehe so gut aus, daß ich pausenlos sexuelle Angebote bekomme! Lange Zeit hat mir das ja auch Spaß gemacht, und ich habe kaum einen gutausehenden Mann abblitzen lassen. Aber allmählich wird es doch lästig.
Der Sex ist ja schön (wenigstens manchmal...), aber dann bleiben die Herren oft noch über Nacht, wollen ein Frühstück, blockieren das Badezimmer usw. So ganz ohne Sex will ich auch nicht leben, aber irgendwie halte ich es so nicht m ehr aus!
Ihre Mathilde G.
Liebe Frau G.,
natürlich weiß Dr.Bi Rat! Besorgen Sie sich einen Vibrator und machen Sie sich ein paar schöne Stunden. Ein Vibrator singt nicht unter der Dusche, er geht nicht fremd und Sie können ihn immer dabeihaben, wenn es sie juckt. Kein Vib rator fragt sie hinterher, ob er gut war, oder schläft nach dem Sex sofort ein. Er läßt seine Unterhose nicht überall rumliegen, vergleicht sie nicht mit anderen Frauen, und er macht ihnen solange Freude, bis sie ihn ausschalten (sofe rn die Batterien mitspielen). Sie sehen - ein wahrer Freund, ganz ohne Nachteile.
Sehr geehrter Dr.Bi,
ich möchte mich heute an Sie mit einer Frage wenden, die mich seit langem beschäftigt. Seit meiner Jugend habe ich sowohl mit Männern als auch mit Frauen Beziehungen gehabt, habe also bisexuell gelebt. Seit einiger Zeit verliebe ich mich aber nur noch in Frauen! Kann es sein, daß ich heterosexuell veranlagt bin? Kann solch eine Neigung auch erst zu einem späteren Zeitpunkt, ich bin jetzt 34 Jahre alt, ans Tageslicht treten? Bisher habe ich meine Freunde und Arbeitskollegen darüber im Unklaren gehalten, aber ich fürchte, es nicht mehr lange verheimlichen zu können. Bitte antworten Sie schnell!
Hochachtungsvoll
Matthias K.
Sehr geehrter Herr K.,
ich fürchte in der Tat, daß bei Ihnen eine heterosexuelle Veranlagung vorliegt. Viele Menschen betätigen sich bisexuell, weil es 'in' ist, und merken gar nicht, daß ihre wahre Bestimmung woanders liegt! Die Berichte in den Medien und die vielen Talkshows können einem ja gerade suggerieren, jedermann und jedefrau sei bisexuell. Aber wo kämen wir da hin! Wer soll denn die Fußballstadien füllen, wenn nicht die frustrierten heterosexuellen Ehemänner, die froh sind, am Samstagnachmittag für wenige Stunden dem tristen Ehe-Alltag zu entfliehen? Wer soll die vielen Frauenzeitschriften mit rührseligen Liebesgeschichten kaufen, wenn es keine Heteras mehr gibt, welche die Hoffnung nicht aufgeben, Liebe k&o uml;nnte was Schönes sein?
Nein, Herr K., Sie sollten und müssen zu ihrer Veranlagung stehen, auch öffentlich! Nur so können alle sehen, daß es noch wahre Heterosexuelle gibt. Unsere Wirtschaft braucht sie!
Neues im Bücherbrett
Joan war bei der Geburt auf den Kopf gefallen. Angeblich hatte sie geschrien: "Oh, oh, bitte nicht noch mal!", was zwar nach dem Geburtsprozeß ganz vernünftig klingt, aber wohl niemand von einer Neugeborenen erwartet. Eine Hebamme fiel in Ohnmacht, griff nach der Nabelschnur, und Joan landete auf dem Boden.
Was so merkwürdig beginnt, ist die Geschichte der Familie Canary, die Barbara Gowdy in Mister Sandman erzählt . Und wieso wird dieses Buch hier vorgestellt? Gemach, gemach, kommt gleich. Vater Canary entdeckt nämlich nach l angjähriger Ehe, daß er nur auf Männer steht. Seine Frau Doris ist bisexuell - und beide verheimlichen das voreinander. Auch bei ihren beiden älteren Töchtern herrschen ziemlich komplizierte sexuelle Verhältnisse vor. Blo&sz lig; Joan, nun ja, die ist eben auf den Kopf gefallen.
Es wundert wenig, wenn eine derartige Familie ein, sagen wir mal, etwas exzentrisches Bild abgibt, aber das wollte Barbara Gowdy wohl auch so. Die Szenen sind prall gefüllt mit Einfällen, ihre Bilder oft drastische Vergleiche. Wer sich auf di e ungewöhnliche Erzählweise einstellt, wird viel Spaß an der hinreißenden Komik haben.
Mister Sandman ist ein streckenweise verrückter, spannend erzählter Roman über Menschen, die ganz normal und trotzdem jede/r etwas Besonders sind. Nicht nur die kleine Joan.(Verlag Antje Kunstmann, 284 S., 39.80 DM)
Komisch, oder besser: amüsant, will auch Das schwule Lexikon sein, das 'erste und einzige schwule Lexikon deutscher Sprache', wie der Verlag meint. Was bedeutet ein schwarzes Tuch in der linken Gesäßtasche? Wie ist der schwul e Adel organisiert? Was ist ein 'dick', und weiß Marianne Rosenberg eigentlich, was sie tut?
Ein bunter Strauß von Stichwörtern erwartet die Leser(innen?), der sich gern wissenschaftlich korrekt gibt, aber am Ende lieber unterhaltsam als aussagekräftig ist. Dies merkt man z.B. beim Stichwort "bisexuell" - neben 8 Zeilen Hinweis en zur Herkunft des Begriffes nur zwei Zeilen zur Erklärung. Dafür wissen wir nun, daß Bisexuelle im Niederländischen 'grammofoonplaat' (= von beiden Seiten bespielbar) genannt werden. Und das ist doch schon mal was. (Sebastian Cas tro, EICHBORN Verlag, 184 S., 24,80 DM)
Genauer, sachlich korrekt und kompetent demgegenüber ist Das Sex-Lexikon des ProFamilia-Mitarbeiters Bernd Niemann. Von A wie 'Anmache' bis Z wie 'Zungenkuss' ist alles anschaulich und unverklemmt erläutert. Manchmal vielleicht sogar eine Idee zu sachlich, aber dafür können wir uns an den vielen kleinen Comics ergötzen, die Ralf König ('Der bewegte Mann') für das Lexikon beigetragen hat. Ob 'vorher - nachher' beim Stichwort 'Beschneidung' oder das lüsterne Rentnerpaar im Bett bei 'Sex im Alter', Ralfs Comics haben zwar eine schwule Schlagseite, aber sie geben dem Lexikon die fröhliche Umgebung, um den Spaß an der Sache nicht zu vergessen. Am Lesen und am Machen...(Carlssen-Verla g, 160 S.)