Cyber-Bijou Nr. 5 (Oktober 95)

Inhalt:

  1. Editorial
  2. Bisexuelles Leben: Von zwei Seiten gesehen
  3. Ein Bild von einem Mann!
  4. Dr.Ali Bi berät


Editorial

Es war ein wunderschöner, lauer Sommerabend. Ich saß leicht bekleidet bei offenen Fenstern in meiner Stadtwohnung und starrte blicklos hinaus. Draußen zog fröhlicher Lärm durch die Straßen, und h ier drinnen türmten sich die Gedanken.

Ich dachte an bijou...

Wir hatten in den letzten Monaten wirklich 'ne Menge Spaß miteinander. Heute jedoch war das Bild von einer dräuenden Zukunft überschattet. Wie mochte es wohl weitergehen mit uns...Was denken die Leute eigentlich über bijou?...F&uum l;hrt sie ein Leben fernab von aller Welt?...Hat sie den Leuten etwas zu geben?...Und wenn, wollen sie es denn haben? Die Antworten lagen durchaus nicht auf der Hand.

Irgendwann spät, als draußen schon längst alles ruhig war und die Welt ein wenig abgekühlt, kam ich wieder zu mir und sagte mir, daß ich etwas tun müsse. Ich würde nie etwas erfahren, wenn ich die Menschen nicht ans preche. Die Gedanken irgendwie sammeln, sortieren, nur so könnte es gehen!

Und so faßte ich allmählich den Entschluß, die Fragen in meinem Kopf einfach aufzuschreiben und sie den Leuten vorzulegen.

Am nächsten Tag war ich schon viel mutiger. Ich hatte eine Idee gefunden, und wußte jetzt, wie ich weitermachen wollte. Die Verzweiflung der vergangenen Nacht war beinahe nur noch ein dunkler Schatten, den die Sommersonne rasch verscheuchte.

 

Nun, liebe Leserinnen und Leser, das ist die Geschichte der Umfrage zu bijou. Im letzten Heft hatte ich allen AbonnentInnen einen Fragebogen beigelegt, in dem ich um Kommentare und Kritik bat. Inzwischen sind viele Fragebögen zu mir zurückgek ehrt und ich habe mich sehr darüber gefreut. Die Antworten zeigen, daß wir - die Redaktion - die Zeitschrift nicht nur für uns machen, sondern daß sie doch einigen Menschen wichtig ist, und das ist eine ermutigende Bestätigung. Der Informationsgehalt (Bücher, Filme, Veranstaltungen) und die autobiographischen Beiträge sind besonders willkommen. Nicht zuletzt ist bijou deshalb gefragt, weil es die erste Zeitschrift dieser Art im deutschen Blätterwald ist.

Neben der Begeisterung brauchen wir auch die Kritik, und das stand bei der Formulierung der Fragen im Vordergrund. Von konstruktiven Anmerkungen bis zu kategorischer Ablehnung hat sich eine ganze Palette von Antworten zu manchen Fragen angesammelt. Es gibt Stellungnahmen, die sich wie ein «Dampf-ablassen» lesen, ein Ärger, der endlich mal an die richtige Adresse gerät.

 

Einige der Punkte möchte ich hier vorstellen und im Folgenden aus meiner Sicht etwas dazu bemerken.

z Insgesamt ist die Reaktion auf die Frage nach den Kleinanzeigen eindeutig positiv. Wir werden in einem der nächsten Hefte beginnen, für Kleinanzeigen/Kontaktanzeigen einen eindeuti gen Rahmen zu bieten. Das Problem ist der Platz, da uns bislang nur 16 Seiten zur Verfügung stehen. Wir werden darüber noch ein wenig meditieren müssen.

z Ich habe vergessen, mit der Frage nach den Mitnahme-, bzw. Auslageorten auch gleich nach Adressen zu fragen. Wer immer konkrete Adressen von Orten auftreiben kann, an denen bijou ausliegen s ollte - ich wäre für eine kurze Mitteilung dankbar!

z bijou erweckt wohl immer noch oder immer mehr den Eindruck, sie sei ein in sich geschlossenes Gebilde mit einem Redaktionsteam und einem rigiden Leitungsmenschen. Weit gefehlt! In dieser Zei tschrift sollten in erster Linie Eure Beiträge stehen. Es ist eine Art «bedarfsorientiertes Gemeinschaftsprojekt». Jemand fragte, ob wir elitär, bzw. unter uns bleiben wollten. Die Antwort ist: Wir bemühen uns, ein Forum zu schaffen für Eure Gedanken, Gefühle und Interessen!

Eine machte den Vorschlag, das Redaktionsteam solle sich doch einmal vorstellen - wir werden das tun, versprochen!

z Ein ganz wichtiges Thema auf einen provokanten Nenner gebracht: Der Mann und die Zeitung. Seitens der Frauen und auch einiger Männer wird stets bedauert, daß in bijo u die Frauen zuwenig zu Wort kommen. Nun denn, es gibt eine ebenso einfache wie dringende Lösung dafür: Frauen, schreibt etwas darüber! Die Männer können diesen Mangel nicht beheben! Da diese Zeitschrift auch einen gesellschaftspo litischen Anspruch hat, sind Frauenthemen und Männerthemen gleichmaßen wichtig. Nur so kann bijou ausgewogen werden.

 

So, das wär's für dieses Mal. Vielleicht greife ich das Thema Umfrage nochmal auf. Bis dahin wünschen wir (die Red) Euch viel Spaß mit diesem Heft.

 

Heiner

 


Bisexuelles Leben: Von zwei Seiten gesehen

Ein Paar geht auf Reisen - in jeder Hinsicht. Heike (bi) und ihr Partner (hetero) machten sich auf den Weg nach Braunschweig, um mehr über sich und einander zu erfahren. "Bisexuelle und ihre Partner(innen)" waren von der örtlichen AIDS-Hilfe zu diesem Wochenende eingeladen worden. Wohin die Reise ging, berichtet jede(r) für sich.

 

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Ich, 33, männlich und überzeugte Hete, nehme also jetzt mit Heike, 28, überzeugte Bi-Frau, an diesem Seminar teil. Heike hat mich die Anmeldungsformalitäten machen lassen, damit ich mal aktiv was für unsere Beziehung tue.

In diesem Punkt gehen unsere Auffassungen immer ein wenig auseinander. Sie ist sich auch nicht sicher, ob sie mit mir ein Selbsterfahrungsseminar machen kann und will. Wir kennen uns schon so lange. Ich will aber, denn abgesehen vom Thema und der Bedeu tung für unsere Beziehung, bin ich natürlich neugierig. Neugierig, was sie so treibt und was sie so unverschämt zufrieden gemacht hat, wenn sie von ihren regelmäßigen bundesweiten Bi- und Kuscheltreffen wieder nach hause kommt.

Um Viertel nach sechs kommen wir im "Haus Freundschaft" an - wir sind die ersten. Jette und Jean-Luc, die das Seminar leiten, empfangen uns freundlich. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.

Während wir zu Tisch sitzen, trudeln die anderen ein. Einige der Bi’s kennen sich bereits von anderen Wochenenden, der Rest ist sich erstmal fremd.

Abends, im recht gemütlichen Seminarraum, stellen Jean-Luc und Jette sich und den groben Ablauf des Seminars vor. Sie betonen, daß es keinen Gruppenzwang gibt und daß jede(r) für sich entscheiden muß, wie weit man gehen kann . Es folgen Kennlernspielchen und erste Gespräche in kleiner Runde. Die erste Spannung hat sich mittlerweile gelegt.

Samstagvormittag. Es geht um Liebes- und Lebensformen. Wir wollen herausfinden, wo wir gegenwärtig stehen und wo wir hinwollen. In einem Spiel mit Symbolen erarbeiten sich alle einen Satz, der ihren Weg in die Zukunft beschreibt. Ich stelle fest, daß ich mir eine gute Basis baue, nicht nur für das Wochenende.

Nachmittags geht es um Lust. Nein, wir fallen nicht alle übereinander her, sondern versuchen paarweise, unsere Lust oder Lust per se in Ton formen. Schnell stellt sich heraus, daß auch innerhalb der Paare die Vorstellungen über Lust seh r individuell sind, und bald modelliert jede/r mehr oder weniger für sich allein. Die anschließende Vernissage der entstandenen Lust-Skulpturen und die Gespräche darüber weiten sich zu Diskussionen über Beziehungsvariationen aus.

Und sie ergreifen die gesamte Gruppe so lustvoll, daß sie unseren zeitlichen Rahmen sprengen. Vorgesehene Programmpunkte müssen unserem Bedürfnis weichen, endlich mal mit Menschen in ähnlicher Situation außerhalb der Norm zu sprechen. Nebenbei versucht Mann mir (verbal) zu verdeutlichen, wie lustvoll Liebe zwischen Männern sein kann. Aber die Hete steckt tief in mir.

Den Abend beenden wir mit einer wohlig warmen Runde in der 95 Grad heißen Sauna bei einem Schlückchen Wein, Sekt oder Wasser.

Sonntagmorgen sind alle wieder fit. Wir erweitern unsere Selbsterfahrung auf dem Eifersuchtssektor mit einer Übung "Verlassen" und "Verlassen werden". Anschließend folgen Rollenspiele zum gleichen Thema. Jeweils Frauen un d Männer für sich. Wir haben viel Spaß an unserer Unbeholfenheit, aber spätestens jetzt merken wir, daß uns die Zeit davongelaufen ist. Das Mittagessen und damit der Abschied schweben drohend wie ein Damoklesschwert über un s.

Wir ziehen Resümee: Wiederkommen würden wir alle, dem einen oder anderen war es an manchen Stellen nicht tief genug. Mir, als Einsteiger, war die Dosis gerade recht.

Umarmend und Küßchen gebend verabschieden wir uns, und mich begleiten Ratschläge und gute Wünsche mit nach Hause: Ich müsse es doch unbedingt mal mit einem Mann probieren. Ich weiß, wie warmherzig es gemeint ist. Mal sch auen!

Roland

 

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"Ja, was sollten wir wohl auf einem Urlaub erleben?" - "Ich dich, hoffentlich!" Diese Hoffnung, die Peter in Tucholskys ‘Schloß Gripsholm’ äußert, hätte auch für uns gelten können. Ein Seminar mit Selbsterfahrungscharakter... mich selbst erfahren, aber auch den Anderen, den schon lange Vertrauten. Neu erfahren!

Vier Jahre Beziehung verbinden uns. Vier Jahre Liebe, Lust, Frust und das Ringen um Kompromisse. Der Weg abseits der üblichen heterosexuellen Pfade ist mit Kompromissen gepflastert, und abseits dieser Pfade bewegen wir uns. Er, ein heterosexueller Mann, und ich, eine bisexuelle Frau. An diesem Wochenende nun soll der Weg zu uns selbst führen.

Die Begrüßung durch Jette und Jean-Luc ist sehr freundlich. Dann: das "übliche" Zimmerbelegen, Abendessen, Vorstellen und Kennenlernen. Ein bißchen warm werden. Wir sind fünf Paare, alle in der Mann/Frau-Konstellati on.

Am Samstagmorgen werden wir in den strömenden Regen "hinausgejagt", zwei Symbole suchen. Eines für die Gegenwart, eines für die Zukunft. Zurück im Trockenen werden bei der Beschreibung des Symbols die wichtigsten Eigenscha ften ausgewählt und vor diese ein "Ich möchte sein/ich möchte haben" gestellt. Die Ergebnisse sind verblüffend.

Nachmittags sollen wir unsere Lust in Ton darstellen. Die Ergebnisse sind vielfältig, figürlich bis abstrakt. Den ganzen Nachmittag und den Abend nimmt die Deutung in Beschlag. Danach reicht die Power bei den meisten nur noch für den &qu ot;Arbeitskreis Sauna".

Sonntag morgen kommen wir durch kleine "Spielchen", die bei näherem Hinsehen sehr viel mit dem "richtigen" Leben zu tun haben, dem Thema Eifersucht auf die Spur. Unter heftigem Gelächter entstehen in einer Frauen- und eine r Männergruppe ultra-kurze Stücke über Eifersucht.

Und dann ist es auch schon vorbei. Feedback, Mittagessen, Abschiednehmen. Nach Hause fahren.

Ob es "was gebracht" hat? Ja. Wir haben an diesem Wochenende ganz neue Facetten aneinander kennengelernt. Wir sind uns (noch) näher gekommen. Und es hat gutgetan, sich mit anderen Paaren auszutauschen, Unterschiede und Parallelen zu sehe n.

Und nicht zuletzt war es erholsam. Ein Wochenende im Kreis netter Menschen - auch wenn angesichts der vielen "Heten" die warme und kuschelige Atmosphäre der bundesweiten Bi-Treffen fehlte.

 

Heike

 


Ein Bild von einem Mann!

Schwule und Bisexuelle Männer - Der Versuch einer Erklärung

 

Die Liebesbeziehungen bisexueller Männer mit homosexuellen Partnern sind sicherlich vielgestaltig und variantenreich, somit Ausdruck der Individuen, die hier zusammentreffen. Aber es gibt typische Krisenmomente, Knackpunkte, Sollbruchstellen, die immer wieder zu beobachten sind. Ich will versuchen, einige Aspekte grob zu skizzieren.

Ein bisexueller Mann und ein Schwuler, nennen wir sie B. und S., verlieben sich in einander und beginnen eine Beziehung. Es flogt eine Phase von taumelnder Glückseligkeit. Aber dann erweist sich die heterosexuelle Seite von B. als störend. En tweder er hat eine Freundin, dann wird ihn S. bald mit Eifersucht überfallen, oder er braucht nur einfach in bestimmten Abständen seine Hetero-Freunde, seine Hetero-Welt, das Flirten in der Hetero-Disco o.ä., dann braucht es vermutlich etwa s länger, bis sich in S. die Eifersucht regt. Wehrt sich B. jetzt gegen die Ansprüche und Vereinnahmung von S., ist der Konflikt programmiert. Eine Trennung bestätigt dann die Vorurteile : Bisexuelle können sich nicht entscheiden, zers tören Schwulen-Herzen. Der Schwule fühlt sich als Opfer eines beziehungsunfähigen Bisexuellen.

Die Falle: Identifikation

Andere Möglichkeit : Für B. ist die Liebe zu S. so wichtig, daß er seine heterosexuelle Seite verdrängt und ganz in der Partnerschaft mit S. aufgeht. Nach einiger Zeit entsteht in B. ein Gefühl der Leere, Stagnation und Unzufr iedenheit. Ein Ausbruch in seine alte Hetero-Welt zerstört die Harmonie, die Verschmelzung mit S., also das Fundament der Beziehung. Ende wie oben.

Der Knackpunkt liegt in der verschmelzenden Identifikation. Grundlage der Identifikation ist Gleichheit. Ich kann mich nicht identifizieren mit etwas, das ich ablehne, das mir fremd ist oder mich ängstigt. Die heterosexuelle Seite von B. ist f&uum l;r S. fremd und somit für die Identifikation hinderlich. S. möchte diese Seite in B. negieren, um seine Identifikation mit ihm zu erleichtern. Solche Verstümmelung des Partners, damit er besser zu mir paßt, ist aber für alle Par tnerschaften, egal ob homo- oder heterosexuell, zerstörerisch. Entweder, ich akzeptiere den Partner mit all seinen Licht- und Schattenseiten, sehe ihn als eigenständiges Individuum, oder ich brauche ihn als Teil von mir, als Projektionsfläc he für das Wunschbild meines Idealpartners, oder als Ersatz für eigene, ungelebte Seiten und muß ihn dann zurechtbiegen, bis er mein Bild erfüllt.

Der Traumprinz: ein Spiegelbild

Das Bild, das S. erfüllt haben möchte, ist aber sein ideales Selbst-Bild, also nicht die Wahrnehmung der Person B. sondern das Wunschbild, wie er - also S. - gerne selber sein möchte. Und, das ist sofort klar, hier stört die heteros exuelle Seite von B. und muß deshalb diffamiert werden. Das ist der Grund der aggressiven Polemik, Bisexuelle seien nur Schwule, die sich nicht trauen, dazu zu stehen, die Schwierigkeiten mit ihrer Homosexualität haben. Es könnte ja anders herum sein. Daß S. ein Schwuler ist, der mit seiner Heterosexualität Schwierigkeiten hat. Im Sinne von : der Kontakt mit der heterosexuellen Seite von B. aktiviert die Angst vor der eigenen - verdrängten - Heterosexualität. So, wie w ir es beim Stino ( STinkNOrmalen ) kennen, der sich vor Homosexuellen fürchtet, weil der Kontakt mit einem Schwulen seine eigene - verdrängte - Homosexualität aktiviert.

Die unbewußte Angst: Heterophobie

Um es klarzustellen : es geht nicht darum, Stinos oder Schwule zur Bisexualität zu "bekehren". Es geht darum, zu verstehen, wie Ängste - gerade weil sie unbewußt verlaufen - bestimmte Konflikte produzieren. Und warum es wichti g sein kann, sich gegen den Sog der Verschmelzung zu stemmen ( was nicht heißt keine Partnerschaft eingehen, sondern bedeutet in der Liebesbeziehung ganz ich selber bleiben ).

Zum Abschluß ein Beispiel aus P. Schellenbaum, "Homosexualität im Manne", Seite 102 ( leicht gekürzt ):

M., der sich trotz einiger heterosexueller Erfahrungen als vorwiegend homosexuell erlebte ....., geriet im Alter von 29 Jahren in eine tiefe Krise, mit seinem 23jährigen bisexuellen Freund G. zusammenhing. G. war M. in tiefer Freundschaft zugetan, empfand jedoch dessen homosexuelle Fixierung als ein immer größer werdendes Hindernis....., da M. durch die Faszination, die er auf G. ausübte, dessen Beziehungsfähigkeit zur Frau schwer beeinträchtigte, was in G. eine Identit&a uml;tskrise hervorrief. G. hatte den Eindruck, seine Heterosexualität werde von M. übersehen, nicht akzeptiert. G.´s heterosexuelle Beziehung ging dadurch in die Brüche. Nun drohte auch die Verbindung zwischen den beiden Freunden auseinande rzufallen. Beiden lag aber daran, sie zu retten.

Nachdem M. in der ersten Phase der Freundschaft G. der Heterosexualität entfremdet hatte, indem er sie ausblendete, geschah nun in der zweiten Phase das Gegenteil. M. vermochte seinen Freund gerade in seiner heterosexuellen Seite .... wahrzunehmen . Dabei entdeckte M. in G. sein heterosexuelles Leitbild. Später sagt M.: "Anfänglich meinte ich, ich liebe G., obwohl er heterosexuell war. Nach und nach merkte ich, daß ich ihn liebte, auch weil er heterosexuell war. Er zog mich an als ganz konkretes Individuum, als der, der er wirklich war, also auch als Heterosexueller".

Die Entscheidung: Stagnation oder Wachstum

Vielleicht kann man diese beiden differenten Haltungen folgendermaßen beschreiben :

Es gibt eine konsumierende Homosexualität, die den Partner konsumiert, ihn in seiner Gleichartigkeit benutzt als Träger eines idealen Selbst-Bildes. Dann muß er so sein, wie ich gerne wäre. Alles andere wird ausgeblendet, blockiert , unterdrückt. Die Dynamik der persönlichen Veränderung liegt bei ihm ( als Anspruch : werde, wie ich dich brauche ) und ist somit repressiv.

Andererseits gibt es die produktive Homosexualität, die den Partner in seiner Andersartigkeit akzeptiert, als Beispiel dafür, was Mann-Sein noch bedeuten kann. Dann darf er so bleiben, wie er ist und alles in ihm, was über mein Spiegelbi ld hinausgeht, kann zum Wachstumsimpuls für mich werden. Die Dynamik der persönlichen Veränderung liegt dann auf meiner Seite ( ich kann neue Seiten an mir und neue Verhaltensweisen bei mir entdecken ) und ist somit expansiv.

 

Natürlich gibt es noch weitere Konflikt-Muster als das hier beschriebene; darüber im nächsten Heft mehr. Wenn Du magst, schreibe uns doch etwas über Deine Erfahrung.

 

Jürgen

 


Dr.Ali Bi berät....

Leiden Sie unter übertriebenem Sexualdrang? Oder gerade nicht, und wünschen sich mehr Trieb? Treibt die Eifersucht Sie zum Wahnsinn? Will Ihr Partner immer nur das Eine, und Sie haben dauernd Migräne? Dann fragen Sie unseren Haus-Berater Dr.Ali Bi. Seine langjährige Praxis läßt ihn auch für die ausgefallendsten Probleme eine Lösung finden!

 

Sehr geehrter Herr Dr.Bi,

solange ich denken kann, habe ich eine Vorliebe für große männliche und weibliche Organe, um es mal so auszudrücken. Eine große Brust und ein mächtiger Penis - natürlich alles zu seiner Zeit - können mich h ellauf begeistern! Sie werden verstehen, daß es nicht immer ganz leicht ist, für diese Leidenschaft passende Objekte bzw. Menschen zu finden.

Nun las ich kürzlich in der Zeitung, daß der

Landtagsabgeordnete Tilo Braune (SPD) doch tatsächlich im Parlament darüber beraten wollte, ob die Kondom-Euro-Norm (17 cm) für Männer aus Mecklenburg-Vorpommern auch wirklich ausreiche. Er begründete dies damit, daß dies e, was Körperhöhe angeht, europaweit eine Spitzenposition einnehmen würden.

Meinen Sie, daß an dieser Information etwas dran sein könnte, und würden Sie mir deshalb einen Urlaub dort oben im Nordosten empfehlen?

Ihr Peter P. aus Paderborn

 

Sehr geehrter Herr P.,

rein statistisch gesehen gibt es keine Zusammenhänge zwischen Körpergröße und Ausmaß der Geschlechtsorgane, auch wenn Erfahrungen mit Japanern dagegen sprechen.

Aber vielleicht wurde diese Frage nur noch nicht hinreichend gründlich untersucht. Wer weiß, wenn Sie sich auf nach Mecklenburg-Vorpommern machen und eine empirische Untersuchung starten, könnten Sie nicht nur erfreuliche erotische Erfa hrungen sammeln, sondern sich sogar einen wissenschaftlichen Namen machen!

Sie könnten die Untersuchung auch gleich in Hamburg auf der Reeperbahn fortsetzen, wo Sie in angrenzenden Straßen Damen mit extremen Oberweiten antreffen würden.

Aber bitte denken Sie an den ‘Safer Sex’: Nicht verschlucken, das könnte böse Folgen haben!

 

Lieber Dr.Bi,

mein Mann versteht mich nicht! Ich habe seit mehreren Jahren eine Freundin, mit der ich mich tagsüber treffe, wenn mein Mann zur Arbeit fährt. Wir plaudern, hören Musik und genießen die Zeit miteinander. Gestern nun kam mein Ma nn früher nach Hause, und so kam alles raus. Er ist furchtbar böse auf mich und redet von Betrug. Dabei liebe ich ihn doch? Was soll ich bloß machen?

Ihre Irmtraut W. aus Bonn

 

Liebe Frau W.,

Ich vermute, daß Sie die Zeit, die Sie "miteinander genießen", im Bett verbringen. Da ist es doch recht verständlich, wenn Ihr Gatte ärgerlich ist - weil er nicht mitmachen darf!

Abends, wenn er dann nach Hause kommt, sind Sie gewiß müde vom aufregenden Liebesspiel mit Ihrer Freundin und haben nicht mehr allzu große Lust auf heiße Nächte mit Ihrem Mann.

Warum suchen Sie sich nicht beide eine Halbtagsstelle und laden Ihre Freundin nachmittags zu fröhlichen Spielen gemeinsam mit Ihrem Mann ein?

Vielleicht finden Sie auch noch einen netten zweiten Mann, falls Ihr Gatte diesbezüglich bedürftig werden könnte?